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Thomas Freyer


China 2009

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China 2009 - Reisebericht

Reisezeitraum : 11.06.09 - 07.07.09

Reiseverlauf : Peking - Pingyao - Xi'An - Luoyang - Shanghai


11.06.09 Abreise von Stuttgart
12.06.09 Ankunft in Peking
13.06.09 Himmelstempel und Südstadt
14.06.09 Verbotene Stadt und Kohlehügel
15.06.09 Sommerpalast
16.06.09 White Pagoda Tempel, Xidan
17.06.09 Obere Seen, Residenz des Prinzen Gong, Bei Hai Park
18.06.09 Grosse Mauer, Qianmen, Tiananmen
19.06.09 Lama Tempel, Konfuzius Tempel, Hutongs
20.06.09 Ausflug zu den Ming Gräbern
21.06.09 Qian Hai, Bei Hai Park, Jade Island
22.06.09 Weiterreise mit dem Schnellzug und Bus nach Pingyao
23.06.09 Pingyao (1. Tag)
24.06.09 Pingyao (2. Tag)
25.06.09 Weiterreise mit dem Bus nach Xi'An
26.06.09 Große Wildganspagode, Shaanxi History Museum, Nachtmarkt
27.06.09 Bell Tower, Drum Tower, Muslimisches Viertel, Moschee
28.06.09 Beilin Museum (Stelenwald), Shuyuanmen Street, Südtor, Nachtmarkt
29.06.09 Terrakotta Armee
30.06.09 Weiterreise mit dem Bus nach Luoyang
01.07.09 Longmen Grotten
02.07.09 Ausflug zum Song Shan
03.07.09 White Horse Tempel, Nachtzug nach Shanghai
04.07.09 Nachtzug Luoyang - Shanghai, erste Eindrücke von Shanghai
05.07.09 Altstadt, Stadtgott-Tempel, YuYuan-Markt, Yu-Garten, Nanjing Lu
06.07.09 Pudong, Orient Pearl Tower
07.07.09 Heimreise von Shanghai über Paris nach Stuttgart


11.06.09 Abreise von Stuttgart

Heute geht es endlich los in unseren wohlverdienten und lang ersehnten Urlaub. Es wird der erste längere Urlaub mit Niklas in einem fernen unbekannten Land und auf eigene Faust sein. Wir haben zwei Trolleys und den Buggy dabei. Gepäckmäßig mussten wir uns einschränken, da wir ja alles mit uns auf der Reise rumschleppen müssen und jeder von uns halt auch nur zwei Hände zum Ziehen bzw. Schieben hat. Wir fahren mit der S-Bahn zum Flughafen in Stuttgart, dieses mal ohne Hindernisse und auch der Flieger geht dieses mal pünktlich. Niklas kriegt am Flughafen noch einen Zahnwehanfall, und holt sich zu unserem Schrecken beim Rumtoben noch eine kleine Schürfwunde am Kopf.

Um 16.00 Uhr geht es dann mit einem halb leeren Flugzeug der Air France nach Paris, wo wir in den großen Flieger nach Peking umsteigen müssen. Niklas nutzt die Gelegenheit, und verschläft den Flug nach Paris. Am Flughafen in Paris müssen wir uns erst mal orientieren, und dann einen längeren Fußmarsch zu unserem Gate ein paar Terminals weiter machen. Der Buggy wäre echt nützlich gewesen, aber den mussten wir in Stuttgart schon einchecken.

Am Abfluggate merkt man dann, wohin die Reise geht. Es wimmelt von Chinesen, wir Europäer waren deutlich in der Unterzahl. Mehr oder weniger pünktlich dürfen wir dann ins Flugzeug einsteigen, welches bis auf den letzten Platz voll ist. Wir haben Plätze in der "Kinderreihe" mit etwas mehr Beinfreiheit. Leider ist Niklas mit seinen knapp 11 kg und 80 cm zu groß für die Baby-Körbchen, so dass wir ihn auf dem 9,5 Stunden Flug auf den Schoß nehmen müssen. Niklas findet natürlich alles hochinteressant, und kein Knopf, kein Kabel, kein Blatt Papier bleibt unberührt. Mit den Sitznachbarn rund um uns wird auch Bekanntschaft geschlossen, in dem diverse Gegenstände einfach mal weggeworfen wurden. Das extra bestellte Kindermenu wird von Niklas natürlich verschmäht. Der Rest der Nacht wird ziemlich ungemütlich, weil das Flugzeug ständig durch Turbulenzen fliegt und Niklas einfach keine Ruhe gibt.


Familie

Flughafen Stuttgart

Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

Niklas

Niklas im Flieger

12.06.09 Ankunft in Peking

Nach ein wenig Schlaf nähern wir uns unserem Ziel Peking. Niklas kann es kaum erwarten bis wir endlich da sind, und turnt schon wieder fleißig rum. Kurz vor der Landung fliegen wir eine große Schleife rund um Peking. Die wenigen Blicke die wir von unseren Plätzen in der Mitte erhaschen können, zeigen eine dunstige Großstadt voll von Hochhäusern.

In Peking angekommen springen die Chinesen noch bevor das Flugzeug überhaupt am Gebäude angekommen ist von ihren Sitzen hoch und holen hektisch ihr Handgepäck aus der Ablage. Die Crew hat alle Hände voll zu tun, die Meute zu bändigen und wieder auf die Plätze zu verweisen. An diese Art der Hektik und des "Jeder will der Erste sein" werden wir uns im Laufe des Urlaubs noch gewöhnen müssen.

Als das Flugzeug endlich steht unternehmen die Chinesen den nächsten Versuch, werden aber wieder gestoppt. Keiner verlässt das Flugzeug. Es folgt wegen der grassierenden Schweinegrippe erst eine Untersuchung von jedem Passagier im Flugzeug. Vermummte Mitarbeiter vom chinesischen Gesundheitsamt messen bei jedem Passagier Fieber und schauen einem tief in die Augen. Erst als alle durchgecheckt sind und niemand verdächtig war, dürfen wir aussteigen. Doch jetzt kam gleich die nächste Hürde. Im Gebäude mussten wir erst mal einen Zettel ausfüllen mit allen möglichen Angaben zu Herkunft, Aufenthalt, Gesundheitszustand usw. Der wurde dann von mindestens drei Leuten noch mal kontrolliert und am Schluß des ganzen Prozedere abgestempelt. Während der ganzen Zettelprozedur wurden alle noch von einer (Wärme-)Kamera gefilmt. Die eigentliche danach folgende Grenzkontrolle war dann dafür ruckzuck erledigt.

Nach diesem ersten Eindruck, begann jetzt das Abenteuer des Zurechtfindens in einem Land, in dem man nichts versteht und nichts lesen kann. Für den Weg in die Stadt haben wir uns für die neue Schnellbahn vom Flughafen zur U-Bahn-Station Dongzhimen entschieden. Nach einigem Suchen haben wir die Station auch gefunden. Dort gab es dann erst noch eine Gepäckkontrolle, bei der wir eine Spraydose abgeben mussten (die anderen Spraydosen aber nicht …). An die ständigen Gepäckkontrollen (mit Durchleuchtung) haben wir uns in China schnell gewöhnt, denn das gehört dort zum Standard in jeder U-Bahn-Station oder bei Sehenswürdigkeiten und sonstigen wichtigen Gebäuden. Allerdings werden die Kontrollen äußerst lax gehandhabt, ist also mehr Abschreckung. Die vollautomatische Bahn vom Flughafen in die Stadt fährt etwa 15 Minuten (Ticket 25 RMB) und ist mit unseren S-Bahnen vergleichbar. Sehr sauber und modern. Unsere ersten Eindrücke vom Zug aus sind Hochhäuser und große breite Strassen so weit das Auge reicht.

In der Stadt am U-Bahnhof Dongzhimen mussten wir in die Metro umsteigen. Hier war deutlich mehr los wie am Flughafen und jede Menge hektischer Leute unterwegs. Die Orientierung war durch die zweisprachige Beschilderung nicht ganz so schwer. Eine erste Herausforderung waren die Fahrkartenautomaten (die wie wir später herausfanden auch auf englisch zu bedienen sind). Mit Hilfe unseres Reiseführers und ein paar freundlichen Chinesen sind wir dann zu unseren Fahrkarten gekommen. Die Fahrkarte ist eine Plastikkarte, die man beim Zugang zum Passieren des Drehkreuzes braucht, und beim Verlassen des Zielbahnhofs ebenfalls für das Drehkreuz braucht. Die Fahrt ist mit 2 RMB spottbillig. Auch hier wieder Gepäckkontrolle, und ein erster Vorgeschmack auf den notorischen und überall anzutreffenden Mangel an Rolltreppen in China. Also Koffer und Buggy stockwerkeweise hoch- und runterschleppen.

Unsere Unterkunft, das Candy Inn, in der Nähe des Lamatempels haben wir dank der guten Beschreibung schnell und einfach gefunden. Dort wurden wir sehr freundlich begrüßt, und haben uns nach all den Strapazen erst mal kurz hingelegt. Die stickige Luft in der Stadt und die Hitze mit über 30 Grad sind auch nicht ganz spurlos an uns vorübergegangen. Da wir den Nachmittag aber nicht verschlafen wollten, um nicht voll in den Jetlag zu kommen, sind wir kurz darauf aufgebrochen, um einfach ein wenig durch die Stadt zu schlendern und einige erste Eindrücke zu bekommen.

Wir laufen entlang der Hauptstrasse in Richtung Zentrum. Recht schnell machen wir Bekanntschaft mit dem rücksichtslosen chinesischen Verkehr, der jedes Strasse überqueren zu einem echten Wagnis macht. Verkehrsregeln, rote Ampeln usw. werden hier nur wenig bis gar nicht beachtet. Dazu fährt vom Fahrrad bis zum Bus alles kreuz und quer durcheinander. Wir lassen alles auf uns wirken. Je näher wir dem Zentrum kommen, umso moderner wird alles. Niklas kriegt von unserem mehrstündigen Bummel nichts mit, da er im Buggy erst mal ordentlich Schlaf nachholen muss. Gegen Abend treibt uns dann der Hunger in ein chinesisches Schnellrestaurant in einem riesigen Einkaufszentrum (Oriental Plaza). Dort nehmen wir die erste Nudelsuppe zu uns, und Niklas isst eine Art Rührei.

Wir laufen den ganzen Weg wieder zurück in unser Hostel. Unterwegs finden wir noch einen Supermarkt, in dem wir für Niklas Feuchttücher und Pampers kaufen können. Windeln sind in China nicht so weit verbreitet wie bei uns, also auch nicht überall und in der bei uns gewohnten Auswahl zu bekommen. Die chinesischen Kinder haben in der Hose einfach einen Schlitz und pinkeln auf die Strasse. Zurück im Hostel genügt ein Schluck Bier und wir fallen todmüde ins Bett.


Susanne

Susanne

Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

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13.06.09 Himmelstempel und Südstadt

Wir schlafen heute erst mal aus, und beginnen den Tag mit einem gemütlichen und späten Frühstück im Hostel. Niklas ist gar nicht begeistert vom Aufstehen und guckt ziemlich übernächtigt aus der Wäsche. Gegen Mittag machen wir uns mit der U-Bahn auf den Weg zum Himmelstempel im Süden der Stadt. Niklas schläft schon in der U-Bahn im Buggy ein, und wir können uns den Himmelstempel in aller Ruhe anschauen.

Das Wetter ist gut, aber die Luft heiß und stickig. Vom berüchtigten Sommersmog ist an diesem Tag nicht viel zu spüren. Der Park in dem sich der Himmelstempel befindet ist sehr schön angelegt. Aber es wimmelt von Besuchern, vor allem Chinesen. Diese sitzen überall im Park auf Bänken und in den Wandelgängen. Viele haben Musikinstrumente, Verstärker usw. dabei und musizieren und singen. Teilweise ein ohrenbetäubender Krach, weil jeder voll aufdreht. Aber es passt zum ganzen Ambiente und gibt dem ganzen ein schönes Flair.

Der Himmelstempel ist komplett restauriert und strahlt wie wenn er gerade erst erbaut worden wäre. Ein positiver Effekt der letztes Jahr stattgefundenen olympischen Spiele in Peking, zu deren Anlaß die ganze Stadt herausgeputzt wurde. Die ganze Anlage gliedert sich schön ein in den umliegenden Park und ist sehr sehenswert. Sie vermittelt einen guten ersten Eindruck von der chinesischen Kultur.

Gegen Ende unserer Besichtigung wacht Niklas dann auf, und ist der Star aller Chinesen. Wir können uns vor lauter Fotos kaum retten. Die Chinesen sind total aus dem Häuschen, viele wollen Niklas auch auf den Arm nehmen. Anfangs finden wir es noch ganz lustig, aber es nervt dann doch ein wenig. Diese Hysterie sollte uns aber während unserer Reise immer wieder begegnen, und ab und zu auch nerven.

Wir verlassen den Park, und laufen mit einem Abstecher durch die Hutongs zurück in Richtung Stadtmitte. Über die neu gestaltete aber noch im Bau befindliche Einkaufsstrasse Quianmen Dajie landen wir am Quianmen Platz. Der Magen knurrt uns mittlerweile, Niklas hat auch keinen Bock mehr auf Buggy sitzen und hat ebenfalls Hunger. Weit und breit keine belebte Marktstraße und kein restaurant in Sicht. Also treten wir den Rückzug an, und gehen in der Nähe unseres Hostels in einem Lokal noch was essen. Kinderstühlchen wie bei uns gibt es dort aber auch nicht, also müssen wir nicht nur Niklas auf dem Schoß balancieren sondern auch noch mit den ungewohnten Stäbchen kämpfen.


Thomas

Thomas

Thomas, Susanne & Niklas

Thomas, Susanne & Niklas

Niklas

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14.06.09 Verbotene Stadt und Kohlehügel

Heute nehmen wir uns ein weiteres Highlight vor, die Verbotene Stadt. Es ist mal wieder drückend heiß, und wir haben die ersten Wasserflaschen schon geleert, bevor wir den Kaiserpalast überhaupt betreten. Auch hier sind massenweise Touristen, hauptsächlich Chinesen, unterwegs. Durch die Weitläufigkeit der Anlage verteilen sich die Massen aber etwas und man kann sich relativ frei und ohne Gedränge bewegen. Vor dem Eingang zur Verbotenen Stadt, dem Tiananmen Tor, können wir heute einen Blick auf den gewaltigen und riesigen Platz des Himmlischen Friedens werfen. Hinter dem Tiananmen Tor muß man sich dann erst mal durch eine schier unendliche Reihe von Souvenirständen, Wasserverkäufern usw. seinen Weg zum eigentlichen Kaiserpalast bahnen.

Der Kaiserpalast, das Herzstück der Verbotenen Stadt, ist eine imposante und riesige Palastanlage. Die Dimensionen und die Weitläufigkeit sprengen den Rahmen dessen, was wir von Europa kennen. Man sollte sich unbedingt genug Zeit nehmen, um alles in Ruhe und ohne Hektik auf sich wirken zu lassen. Die Gebäude sind alle im gleichen Stil, die Muster, Formen und Farben wiederholen sich. In den Innenräumen gibt es wenig bis gar nichts zu sehen. Der Palast besticht mehr durch seine Größe und die Gesamtheit. Im Anschluß an den Palast kommt man noch in den kleinen Palastgarten.

Wenn man den Kaiserpalast durch den nördlichen Ausgang verlässt, kann man gegenüber in einen schön angelegten Park mit dem Kohlehügel gehen. Auf der Spitze des künstlich aufgeschütteten Parks steht der Pavillon des Ewigen Frühlings, von dem aus man einen tollen Rundum-Blick über die ganze Stadt hat. Auch die Größe der Verbotenen Stadt lässt sich von hier oben erst so richtig erkennen und nachvollziehen.

Niklas war heute nicht ganz so gut drauf. Wir hatten gehofft, er würde am Nachmittag wieder schlafen. Aber die Hitze und die vielen neuen Eindrücke, dazu die Chinesen die ständig Fotos machen wollten, und die ganze Umstellung haben ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Dann kam noch Hunger und Durst dazu. Wir haben ihn mit Keksen, Reiswaffeln und ein bisschen Eis verwöhnt, und ihn im Palast auch immer wieder selber laufen lassen. Erst als wir in den ruhigeren Palastgarten mit dem Kohlehügel gegangen sind, hat Niklas dann wenigstens ein kleines Nickerchen gemacht.

Vom Kohlehügel aus sind wir durch eine belebte Marktstraße zurück in Richtung Stadtmitte gegangen. Dort haben wir nach etwas Suchen den Donghuamen Nachtmarkt gefunden. Das ist ein reiner Essensmarkt, der zwar extra für Touristen aufgebaut ist, auf dem man aber die ganze Vielfalt der chinesischen Küche durchprobieren kann. Hier gab es auch endlich mal gebratene Nudeln, die Niklas förmlich verschlungen hat. Der Markt liegt in einer Seitenstraße zur Haupteinkaufsstraße Wangfujing, auf der wir mit Niklas am späten Abend noch ein wenig herumspaziert sind.


Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

Familie

Susanne, Thomas & Niklas

Niklas

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15.06.09 Sommerpalast

Nach dem doch etwas anstrengenden gestrigen Tag wollen wir heute dem Trubel ein wenig entfliehen, und machen uns auf den Weg zum Sommerpalast. Der Sommerpalast liegt am Stadtrand von Peking am Kunming See im größten Park Chinas. Wir fahren mit der U-Bahn bis zur Endstation Wanliu. Laut Stadtplan sind es von dort nur noch ca 10 Minuten zu Fuß zum Südeingang des Parks. Was auf dem Stadtplan so einfach aussieht, gestaltet sich vor Ort dann aber als äußerst schwierig, da uns niemand weiterhelfen kann, und wir vor einer mehrspurigen Autobahn samt Fluß stehen. Wir überqueren das ganze dann auf etwas abenteuerliche Weise auf einer Autobahnbrücke der 4. Ring Road und gelangen zum südlichen Eingang des Parks.

Dort erwartete uns ein herrlich ruhiger Park, und wir schlendern am Kunming See entlang. Wir entscheiden uns für den "West Causeway", dem Weg über sieben Brücken am westlichen Ufer des Sees. Wir haben immer wieder schöne Blicke auf den See und je näher wir kommen auch auf den Sommerpalast am nördlichen Seeufer. Es sind kaum Leute hier, und landschaftlich ist es sehr schön. Die Brücken sind alle verschieden vom Stil und haben meist einen kleinen Pavillon. In einem dieser schönen Pavillons verweilen wir dann auch ein bisschen und genießen die Atmosphäre des Parks und der Abgeschiedenheit. Niklas hat die Ruhe im Park ebenfalls genossen und die meiste Zeit friedlich geschlafen, was uns sehr entgegen kam. Am Ende des Weges erreicht man einen herrlich angelegten chinesischen Garten, bis man über eine weitere Brücke den eigentlichen Sommerpalast erreicht.

Hier wird es dann schlagartig voll und man trifft auf die Touristenmassen, die eben nur den Sommerpalast anschauen. Das erste Highlight ist das Marmorschiff im See. Danach geht man durch den längsten Wandelgang Chinas und kann die verschiedenen Palastanlagen besichtigen. Am Osttor führt ein Weg am See entlang zur 17-Bogen-Marmorbrücke. Wir haben diese noch kurz vor Sonnenuntergang mit einer herrlichen Abendstimmung am Himmel und über dem See besichtigt.

Für den Rückweg zur U-Bahn-Station haben wir uns dann ein Taxi genommen. Abenteuerlicher und riskanter Fahrstil. Am Besten man schaut gar nicht so genau hin, und hofft, dass man möglichst schnell am Ziel ist. Vor allem heil und ganz. Gut, dass man in Peking so gut wie alles mit der U-Bahn machen kann, und nicht auf derartige lebensgefährlichen Taxifahrten angewiesen ist.

Zum Ausklang des Tages haben wir noch mal den Nachtmarkt besucht und mit Niklas noch ein wenig die Wangfujing unsicher gemacht.


Niklas

Niklas

Susanne, Thomas & Niklas

Susanne, Thomas & Niklas

Susanne & Niklas

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16.06.09 White Pagoda Tempel, Xidan

Der erste Regentag ! Es schüttet wie aus Kübeln, und wir sind ziemlich ratlos was wir heute machen sollen. Im Guesthouse kann man uns auch nicht groß weiterhelfen, da alles Sehenswerte in Peking im Freien ist. Das Nationalmuseum als einzige Alternative wird momentan umgebaut und ist geschlossen. Unser Reiseführer gibt auch nicht viel brauchbares her.

Nachdem der Regen um die Mittagszeit aufhört, entschließen wir uns in die Stadt zu fahren. Wir wollen zunächst einen Vogel- und Fischmarkt besuchen, der sich dann aber mehr als eine Ansammlung von Läden in einer Gasse entpuppt. Also haben wir das ziemlich schnell abgehakt und schlendern durch die Weststadt durch enge Gassen und teilweise restaurierten Hutongs. Dabei können wir auch einige Eindrücke vom typischen und alltäglichen Leben der einfachen Leute mitnehmen.

Unser nächstes Ziel ist der Tempel der weißen Pagoda, die man bereits aus einiger Entfernung sehen kann. Der Tempel ist ganz nett, aber kein absolutes Highlight. Niklas findet die vielen Pfützen natürlich super und muß dies im Tempelhof auch ausgiebig testen. Er entdeckt auch einen schrägen Aufgang für sich, den man wunderbar hoch und runter rennen kann, mit diversen "Bruchlandungen" in der Pfütze.

Es tröpfelt schon wieder ein wenig. Wir gehen aber dennoch weiter, und laufen ein wenig planlos durch die Weststadt mit vielen etwas nüchtern wirkenden Einkaufs- und Seitenstrassen, bis wir schließlich im geschäftigen Einkaufsviertel Xidan landen. Dort probieren wir verschiedene Essensstände durch, von Frühlingsrolle über Fleischspieße bis hin zu einer Art Gyros. Alles schmeckt lecker, auch Niklas ist begeistert.

Niklas hat dann noch eine Menge Spaß beim Spielen mit einer leeren Cola-Flasche, die er über den ganzen Platz hin und herkickt. Von einer Chinesin bekommt er dann ein kleines Polizeimotorrad zum Aufziehen geschenkt. Die Gaudi ist perfekt, und die Aufmerksamkeit der Passanten ist uns ebenso gesichert.

Wir schlendern noch ein wenig durch die Kaufhäuser und die Strassenläden, und bewundern nach Einbruch der Dunkelheit das Farbenspiel der modernen Gebäude. Diese sind komplett beleuchtet und wechseln ständig die Farbe und die Schattierung. Sehr stimmungsvoll und interessant zu beobachten.


Niklas

Niklas

Susanne in der U-Bahn

Susanne in der U-Bahn

Niklas in der U-Bahn

Niklas in der U-Bahn

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17.06.09 Obere Seen, Residenz des Prinzen Gong, Bei Hai Park

Heute waren wir schon recht früh auf den Beinen und haben unsere Tour an den Oberen Seen (Xi hai und Hou Hai) gestartet. Im Gegensatz zur belebten U-Bahn Station Jishuitan war es dort am frühen Morgen noch recht geruhsam, und bei einem Spaziergang entlang des Ufers könnte man gerade vergessen, daß man sich in einer Millionenmetropole aufhält. Entlang des Ufers stehen einige schön hergerichtete alte Häuser im Hutong-Stil. Hier wohnt dem Anschein nach die obere Schicht Pekings.

In der Nähe des Hou Hai, etwas versteckt in einer Seitenstraße befindet sich die Residenz des Prinzen Gong (Gong Wangfu). Die Residenz ist sehr schön hergerichtet, ähnelt aber im Stil der Gebäude, der Anordnung und den Verzierungen den anderen Palastanlagen, die wir bislang gesehen haben. Hinter der Residenz befindet sich ein sehr schöner und weitläufiger chinesischer Garten, das eigentliche Highlight. Rund um einen künstlichen See gruppieren sich verschiedene Pavillons, Wandelgänge, Höhlen und typische chinesische Gartenelemente. Dort könnte man es durchaus länger aushalten, wenn nicht ständig eine Meute chinesischer Touristen mitsamt lautsprecherverstärktem Führer die Stimmung zerreißen würden. Wir haben die Gelegenheit dennoch genutzt, dort auf der Terrasse am See eine Pappbecher-Nudelsuppe auszuprobieren und den Blick zu genießen.

Die Pappbecher-Nudelsuppen gibt es in ganz China in den Farben Gelb, Grün und Rot. Was genau drin ist konnten wir nicht herausfinden, da alles nur chinesisch beschriftet war und die Bilder auf der Verpackung auch nicht besonders aufschlussreich waren. Nachdem Rot beim ersten Versuch o.k. war, haben wir immer Rot gegessen. Vom Prinzip ist das eine überdimensionierte 5-Minuten-Terrine, die einfach mit heißem Wasser aufgegossen wird. Schmeckt aber ganz gut, und wird auch von den Einheimischen fleißig verzehrt.

Am Nachmittag sind wir vorbei an hunderten von wartenden Rikschas zum Bei Hai Park gegangen. Wenn man durch den nördlichen Eingang kommt und Richtung Westufer geht, kommt man zum Palast der Großen Ruhe, einem Teil der früheren Sommerresidenz der Kaiser. Der Palast ist schön angelegt um einen kleinen künstlich angelegten Teich mit Wandelgängen und Pavillons. Im Anschluß daran folgt die Zehn-Buddha-Pagode, die Neun-Drachen-Wand und die Halle der Himmelskönige. Die Gebäude liegen alle am nordwestlichen Ufer des Sees.

Wir haben uns ziemlich lange dort aufgehalten, da wir mal wieder ständig von Chinesen aufgehalten wurden, die unbedingt ganze Fotosessions mit Niklas machen mussten ! Niklas hat die Aufmerksamkeit genutzt, um uns gleich mal vorzuführen, dass er auch schon alleine Treppen hoch- und runtersteigen kann. Nachdem er am Vormittag ziemlich viel geschlafen hatte, war er jetzt voller Energie, die irgendwie verbraucht werden musste. Da war der Park und die vielen Zuschauer natürlich mehr als willkommen. Wir haben den Tag dann bei einem Spaziergang rund um den Bei Hai See ausklingen lassen. Der Bei Hai Park ist so wie alle anderen Gärten, die wir bisher gesehen haben, sehr schön angelegt und gepflegt.


Niklas

Niklas

Thomas & Susanne

Thomas & Susanne

Niklas

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18.06.09 Grosse Mauer, Qianmen, Tiananmen

Nachdem wir die wesentlichen Sehenswürdigkeiten in der Stadt schon abgeklappert haben, und uns mittlerweile mit dem Transportwesen und den alltäglichen Dingen in China zurechtgefunden haben, wagen wir heute einen Ausflug aus der Stadt heraus zur Grossen Mauer bei Badaling. Wir wollen dies auch auf eigene Faust und ohne geführte Tour machen. Durch die Berichte von anderen Travellern haben wir herausgefunden, dass es eine Art Regionalbahn von Peking direkt zur großen Mauer bei Badaling gibt. Also wagen wir das Abenteuer.

Man muß zunächst mit der U-Bahn zur Station Xizhimen fahren und dann einige Meter zu Fuß zum Nordbahnhof (Beijing Bei Zhan) laufen. Von dort gibt es einen "S2 Commuter Train", der morgens vier mal in Richtung Norden startet und in Badaling hält. Die Tickets für den Zug muß man leider an den normalen Fahrkartenschaltern kaufen. Dort standen aber lange Schlangen, wir haben dann im Untergeschoß auch noch einen Ticketschalter gefunden, an dem nur ein paar Leute standen. Das Ticket kostet 14 RMB in der 2. Klasse. Zum Einsteigen muß man in den Bahnhof gehen und nach der Fahrkartenkontrolle im Warteraum Platz nehmen. Ein paar Minuten vor Abfahrt wird der Zug dann aufgerufen (wie am Flughafen) und man darf auf den Bahnsteig gehen und einsteigen. Der Zug ist eine nagelneue dieselbetriebene Regionalbahn mit Klimaanlage. Die Fahrt dauert ca. eine Stunde.

Der Bahnhof von Badaling steht mitten im Niemandsland neben einer Autobahn, und besteht nur aus zwei Bahnsteigen und einem kleinen Gebäude. Von dort sind es ca. 10 Minuten Fußmarsch entlang der Landstraße zur großen Mauer. Die Große Mauer kann man gar nicht verfehlen, man muß nur immer den Touristenmassen und den Souvenirshops nach. Diese wohl berühmteste Sehenswürdigkeit Chinas ist touristisch voll erschlossen und wird entsprechend ausgeschlachtet. Es ist fast schon abschreckend und passt so gar nicht in die bergige ländliche Gegend.

Das Wetter ist heute leider nicht der große Wurf. In der Stadt war es schon sehr diesig und etwas neblig (das was man unter chinesischem Sommersmog kennt). Wir dachten wenn wir aus der Stadt raus in die Berge fahren ist es vielleicht besser. Aber hier oben ist es genauso wolkenverhangen und diesig, nur ein paar Grad kühler. Jetzt wo wir endlich da sind wollen wir die Mauer auch besteigen und besichtigen. Wir nutzen den behindertengerechten Aufgang zur Mauer, müssen auf der Mauer wegen der vielen Treppen und der teilweise starken Steigung den Buggy aber recht schnell zusammenklappen und Niklas tragen. Wir laufen ein ganzes Stück die Mauer hinauf, aber es fängt an zu tröpfeln und schließlich beginnt es Bindfaden zu regnen. Wir sind naß bis auf die Haut, die Sicht ist mittlerweile fast null. Wir drehen um und stellen uns in einem Wachturm unter. Aber es hört nicht auf zu regnen. Schade, denn wir haben von dem imposanten Bauwerk und der eigentlichen Faszination der Bauweise in der bergigen Landschaft so gut wie nichts gesehen. Uns bleibt nur ein kleiner Eindruck und die Genugtuung auch mal dagewesen zu sein. Die Faszination des Bauwerks kann man vermutlich nur auf einer mehrstündigen Wanderung hautnah erleben und wirklich entdecken.

Trotz Regen und schlechtem Wetter wird Niklas auch hier oben bewundert und fleißig abfotografiert. Niklas ist quängelig, weil er gerne laufen will und wegen des Regens und der rutschigen Steine nicht darf. Er war schon im Zug ungeduldig. Wir machen uns ein wenig Sorgen um ihn, da er auch klatschnaß ist und es hier oben in den Bergen auch nicht mehr besonders warm ist. Wir haben natürlich keine Wechselklamotten oder sonst irgendwas dabei. Notgedrungen erstehen wir dann in einem der vielen Souvenirläden ein T-Shirt für Niklas. Die Verkäufer versuchen unsere Situation schamlos auszunutzen und fangen mit absoluten Mondpreisen an zu handeln (200 RMB !!). Als wir den Laden schon wieder verlassen wollten, haben sie es uns dann doch noch für 50 RMB verkauft, und selbst das war glaube ich noch zu viel. Aber besser so wie ein krankes Kind.

Wir sind zurück zum Bahnhof und haben uns dort in der Wartehalle erst mal versucht etwas zu trocknen. Bis wir mit dem Zug dann zurück in Peking waren, war alles wieder trocken. Wir sahen nur etwas mitgenommen aus. In Peking war es trocken, aber der Smog war im Vergleich zum Morgen deutlich schlimmer geworden. Man konnte gerade noch so die umliegenden Gebäude erkennen. Selbst in den U-Bahn-Schächten war es neblig. Da es trocken war und noch nicht so spät sind wir zum Quianmen gefahren, wo wir am ersten Tag unsere Besichtigung beendet hatten.

Wir haben das Quianmen Tor im Smog umrundet und sind dann auf den nebenan liegenden Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) gegangen. Man konnte gerade so die Gebäude um den Platz herum erkennen. Die Größe und die überwältigende Dimension des ungefähr einen halben Quadratkilometer großen Platzes ist aber durch den starken Smog und die Dunkelheit gar nicht so zur Geltung gekommen. Aber wir hatten ja vor ein paar Tagen schon mal einen Blick bei strahlendem Sonnenschein auf den Platz geworfen, als wir die Verbotene Stadt besichtigt haben. Der Platz ist unvorstellbar groß, und selbst die überdimensionalen Gebäude wie das Mao-Mausoleum oder die Parteizentrale der Kommunistischen Partei wirken im Verhältnis relativ klein. Niklas konnte sich hier wenigstens noch ein wenig austoben.

Als es dann wieder anfing zu regnen haben wir uns in eine nahegelegene Shopping-Mall geflüchtet und dort in einem Restaurant etwas gegessen. Und anschließend haben wir uns in einem Buchladen wenigstens ein paar Postkarten von der Großen Mauer gekauft.


Niklas beim Fotoshooting

Niklas beim Fotoshooting

Susanne, Thomas & Niklas

Susanne, Thomas & Niklas

Niklas mit neuem T-Shirt

Niklas mit neuem T-Shirt

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19.06.09 Lama Tempel, Konfuzius Tempel, Hutongs

Nachdem der Himmel heute auch nicht nach Sonnenschein ausgesehen hat, haben wir uns entschlossen in der Nähe unseres Guesthouses zu bleiben, um im Falle eines Falles schnell den Rückzug antreten zu können. Also sind wir zuerst in den Lama Tempel gleich um die Ecke gegangen. Der Lama Tempel ist mit über 60.000 m² nicht nur flächenmäßig der größte Tempel der Stadt, sondern auch der größte Tempel des tibetischen Buddhismus. Die Tempelanlage ist sehr schön gestaltet und unbedingt einen Besuch wert, da sie sich im Stil deutlich von den anderen Tempelanlagen und Palästen der Stadt abhebt. Schön sind auch die vielen Buddhastatuen in den einzelnen Gebäuden.

Im Anschluß sind wir in den mehr oder weniger gegenüberliegenden Konfuzius Tempel gegangen. Auch dieser Tempel hebt sich vom Stil her von den anderen Tempeln der Stadt ab. Hier ist es jedoch mehr der Gesamteindruck des Komplexes als die Details die diese Anlage ausmachen. Hier gibt es auch viele Steinerne Stelen (von den wir in Xian noch viel mehr sehen sollten) zu sehen. Auf den Stelen im Hof sind Namen von Konfuziusschülern eingraviert. In einer Halle stehen noch mal ein paar Hundert Stelen, auf denen berühmte klassische Schriften der chinesischen Kultur eingraviert sind.

Niklas war wohl von gestern noch ein wenig unausgelastet und hatte zudem wohl noch Zahnschmerzen. Er wollte heute partout nicht im Buggy sitzen. Im Lama Tempel fand er die rauchenden Kerzen und alles was sonst noch so brennt furchtbar anziehend und wollte ständig dort hinrennen. Auf Fotoshootings hatte er heute auch keine Lust, sehr zur Enttäuschung einiger Chinesen. Im Konfuzius Tempel konnten wir ihn wenigstens ein wenig laufen lassen. Die vielen Stelen fand er toll, denn da konnte man wunderbar verstecken spielen und kreuz und quer durchlaufen. Doch dann sind ihm vor der Halle wieder seine Zahnschmerzen eingefallen und es wurde ein wenig ungemütlich mit ihm. Dafür hatten sich in der Zwischenzeit die Wolken am Himmel verzogen und die Sonne kam wieder zum Vorschein. Wir sind dann ein wenig durch die Hutongs geschlendert, ohne ein festes Ziel zu haben. Schlußendlich sind wir nach einiger Zeit dann beim Drum Tower und Bell Tower rausgekommen. Beide waren schon zu. Auf dem Platz dazwischen waren viele Einheimische, die mit ihren Kindern gespielt haben oder sich einfach nur so die Zeit vertrieben haben. Niklas fand es toll dort und wir haben ihn noch mal ein wenig herumspringen lassen. Er hatte auch keine Berührungsängste mit den einheimischen Kindern.

Mehr oder weniger durch Zufall sind wir dann auf dem Rückweg auf das Künstlerviertel in der Nanluogu Road gestossen. Ein renoviertes Künstlerviertel mit vielen netten kleinen Läden und gemütlichen Bars und Restaurants. Wir haben dort dann auch etwas zu Abend gegessen. Auf dem Heimweg haben wir noch eine sogenannte Restaurantstraße mit lauter Restaurants entdeckt. Dies sieht bei Nacht durch die vielen roten beleuchteten Lampignons vor den Lokalen besonders schön aus.


Niklas mit Chinesen

Niklas mit Chinesen

Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

Niklas im Guesthouse

Niklas im Guesthouse

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20.06.09 Ausflug zu den Ming Gräbern

Ein Highlight in der Umgebung von Peking hat uns noch gefehlt : die Ming Gräber. Auch diese kann man mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. An der U-Bahn-Station Jishuitan muß man einen Bus nach Changping nehmen, und von dort weiter mit einem anderen Bus der direkt zu den Grabanlagen fährt.

Hier konnten wir erleben, wie chinesische Massenabfertigung an der Bushaltestelle funktioniert. Da die Route nach Changping stark frequentiert ist, gibt es die gleiche Buslinie in zwei Ausführungen : Express oder normal. Die normale Linie hält an jeder Haltestelle, die Express-Linie nur an manchen und ist dadurch schneller. Mit Hilfe unseres Reiseführers haben wir uns am Busbahnhof in Peking zum richtigen Bus durchgefragt, da hier anders als in der U-Bahn alles nur auf chinesisch beschriftet ist. Unsere Haltestelle war ein kleiner Busbahnhof für sich, mit einer eingegitterten Warteschlange (so wie man es aus dem Freizeitpark kennt). Die Busse standen Schlange und sind permanent gefahren. Vorne an der Schlange durften immer so viele Leute in den Bus bis er voll war, dann Abfahrt, dann die nächste Meute in den nächsten Bus, usw. Mit Kind auf dem Arm, zusammengeklapptem Buggy und Rucksack auf dem Rücken waren wir bei dieser Schlacht um den nächsten Bus im Vergleich zu den hektischen und teilweise rücksichtslosen Chinesen deutlich im Hintertreffen. Aber wir haben es dann nach mehreren Anläufen geschafft und auch einen Sitzplatz ergattert. Die Fahrkarten gibt es dann im Bus für 4 RMB. Dort fährt ein Schaffner mit, der dann während der Fahrt kassiert.

Im Bus haben wir eine junge Chinesin kennengelernt, die ein wenig Englisch gesprochen hat. Wir waren ganz froh, denn wir wussten nicht, wo genau wir in Changping aussteigen müssen, und woran wir die Haltestelle überhaupt erkennen. Im Bus selbst gibt es nur einen Linienplan auf Chinesisch. Man kann dann die chinesischen Schriftzeichen auf dem Plan mit den Angaben im Reiseführer auf Ähnlichkeit abgleichen, um herauszufinden, wo man wahrscheinlich aussteigen muß und die Haltestellen bis dorthin geistig rückwärts zählen. Die Chinesin konnte uns aber weiterhelfen, auch wie wir in Changping den Anschlußbus finden. Die ganze Fahrt von Peking bis zu den Gräbern dauert insgesamt ca. 2 Stunden.

Als erstes haben wir das Chang Ling besichtigt, das Grab des Kaisers Chang. Die Grabanlagen der Kaiser befinden sich alle am Fuße der Berge und sind von der Anordnung her ähnlich. Es gibt einen Vorhof mit ein oder zwei Tempeln und dahinter folgt das eigentliche unterirdische Grab, von dem man aber nur den Grabhügel sieht. Bei dieser Grabanlage war in einem der Tempelgebäude eine Ausstellung über Grabfunde und die Grabanlagen. Ansonsten ist es eher unspektakulär. Für die Chinesen haben die Gräber wohl eine andere kulturelle Bedeutung, da sie genauso überlaufen sind wie die Große Mauer.

Wir sind dann mit dem Bus zum berühmtesten Grab, dem Ding Ling, weitergefahren. Dort gibt es ebenfalls eine Ausstellung über Grabfunde. Und dies ist das einzige Grab, welches bislang geöffnet wurde und für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Aber auch das war unserer Meinung nach enttäuschend, denn wirklich viel zu sehen gab es hier auch unter Tage nicht. Drei Räume mit ein paar roten Kisten in denen die Grabbeigaben waren und drei Throne aus Marmore. Das wars.

Vom Bus aus haben wir auf dem Rückweg noch den Seelenweg gesehen mit den bekannten Statuen links und rechts des Weges, aber auch das hält sich in Grenzen. Die Chinesen haben vermutlich einen anderen Bezug dazu, denn als Sehenswürdigkeit ist es nicht umwerfend.

Niklas hatte heute auch nicht seinen besten Tag. Morgens hat er seinen Schnuller irgendwo zwischen dem Guesthouse und der Busstation weggeworfen, ohne dass wir es bemerkt haben. Ein Tag ohne Schnuller, das kann ja heiter werden ! Im Bus nach Changping hat er zwar geschlafen, aber irgendwann muß er die Windel voll mit Durchfall gemacht haben und ist dabei noch ausgelaufen. Wir dachten erst, die Chinesen um uns herum im Bus haben eine gute Ausdünstung, aber als es auch nach dem Aussteigen aus dem Bus noch roch, wussten wir, wer der Verursacher war. Auf chinesische Hainan-Bananen hatte er an diesem Tag ebenso wenig Lust wie auf chinesisches Milcheis oder sonst was. In den Grabanlagen hat er erst mal alles abseits der Wege umgepflügt. Auf der langen Busfahrt zurück in die Stadt hat er wenigstens wieder geschlafen. Am Abend musste er in Peking dann aber doch von Papas Chili-Fleischspieß probieren, bis ihm die Gosche abgebrannt ist. Man muß halt alles mal ausprobiert haben.


Niklas im Bus

Niklas im Bus

Thomas, Susanne & Niklas

Thomas, Susanne & Niklas

Niklas mit Fleischspiess

Niklas mit Fleischspiess

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21.06.09 Qian Hai, Bei Hai Park, Jade Island

Unser letzter Tag in Peking. Wir laufen zu Fuß vom Guesthouse zum Ostufer des Südsees (Qian Hai), wo sich einige Souvenirläden und Restaurants befinden. Wir genießen noch mal die Ruhe des Sees und spazieren an der Ostseite entlang Richtung Bei Hai Park. Die Atmosphäre des Sees fasziniert scheinbar auch die Chinesen, denn wir sehen mehrere Brautpaare die sich hier fotografieren lassen.

Im Bei Hai Park genießen wir auch in Ruhe nochmals die Atmosphäre und die Ausblicke auf die Jade Insel und die alte kaiserliche Sommerresidenz. Wir besichtigen den Tempel der Ewigen Ruhe auf der Jade Insel, der sich an den künstlich aufgeschütteten Berg anschmiegt und oben mit der Weißen Dagoba seinen Abschluß findet. Viel Treppensteigen mit Niklas im Buggy ! Der findet es toll, überall in der Tempelanlage herumzuturnen und Kunststücke zu vollführen. Ganz oben genießen wir noch mal den Blick über den Norden und Westen von Peking sowie den Bei Hai Park bei einem leckeren Milcheis. Nach vielen Treppen wieder runter, umrunden wir noch die Jade Insel und lassen den Tag im Sonnenschein einfach ausklingen. Für Niklas kaufen wir noch einen Seifenblasen-Spender, die er dann versucht einzufangen. Am Ende des Parks treffen wir in einem Pavillon wieder auf musizierende Chinesen, und erleben dann noch einen tollen Sonnenuntergang über dem Bei Hai See. Zum Abschluß des Tages schlemmen wir uns noch mal durch die kulinarische Vielfalt des bereits bekannten Nachtmarktes.


Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

Thomas, Susanne & Niklas

Thomas, Susanne & Niklas

Susanne & Niklas

Susanne & Niklas

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22.06.09 Weiterreise mit dem Schnellzug und Bus nach Pingyao

Heute verlassen wir die Hauptstadt endgültig, und begeben uns auf die 600 km lange Reise ins mittelalterliche Pingyao. Wir frühstücken morgens noch mal gemütlich im Guesthouse, bevor wir dann mit Sack und Pack die Reise antreten. Wir fahren zunächst mit der U-Bahn mit Umsteigen und dem üblichen "Treppe hoch, Treppe runter" bis zum Military Museum. Von dort sind es dann noch mal gute 20 Minuten Fußmarsch in der prallen Mittagshitze bis zum riesigen Westbahnhof (Beijing Xi Zhan). Das Gebäude ist imposant, und man fühlt sich eher wie vor einem Flughafenterminal wie an einem Nebenbahnhof einer Großstadt. Vor dem Bahnhof wimmelt es nur so von Menschen, und die Massen schieben sich hin und her. Wir bahnen uns unseren Weg, und versuchen den Eingang zu finden. Glücklicherweise haben wir uns unsere Fahrkarten schon vorher über das Guesthouse besorgen lassen. Der Blick in die Tickethalle mit unzähligen Schaltern und Menschenmassen die bis vor die Türe stehen, bestätigt sämtliche Warnungen aus einschlägigen Reiseführern.

Sinnvollerweise gibt es für diesen riesigen Bahnhof gerade mal zwei schmale Eingänge, durch die sich alle durchzwängen müssen, die rein wollen. Fahrkarte zeigen, Gepäck durch den Scanner, und dann schnell Land gewinnen bevor man von den drängelnden Chinesen über den Haufen gerannt wird. Drinnen fährt man dann mit der Rolltreppe (!) hoch und muß dann auf einer riesigen Anzeigetafel erst mal herausfinden wo man hin muß. Aus Platzgründen werden nur die Zugnummer, die Abfahrtszeit und der Warteraum angezeigt. Wir haben Glück und müssen uns nicht weit durchs Gewühl schlängeln, da unser Warteraum gleich einer der ersten ist. Dort brauchen wir erst gar nicht Platz zu nehmen, denn unser Zug steht schon einsteigebereit am Gleis. Nochmal Fahrkarte zeigen, dann Treppe runter zum Gleis und jetzt noch den richtigen Waggon und die reservierten Sitzplätze finden. Die Chinesen machen aber auch hier eine Hektik und Gedrängel, obwohl doch jeder seinen reservierten Sitzplatz hat.

Unser Zug ist ein ganz moderner Hochgeschwindigkeitszug, vergleichbar mit unseren ICEs, mit allem Komfort und sehr bequem. Für die ersten 500 km unserer Reise bis nach Taiyuan brauchen wir gerade mal drei Stunden. Anfangs ist die Landschaft flach und relativ eintönig, später wird es dann hügeliger und die letzte halbe Stunde fahren wir fast nur noch durch Tunnels. Je weiter wir uns von Peking entfernen, umso intensiver wird der Tagebergbau. Die Landschaft ist teilweise durchlöchert wie ein Schweizer Käse, zwischen drin ein paar Arbeiterdörfer mit hässlichen Plattenbauten und natürlich rauchende Kraftwerke.

In Taiyuan am Bahnhof geht es im Vergleich zu Peking richtig gemütlich zu, wenn auch hier natürlich viele Menschen auf dem großen Platz vor dem Bahnhof sitzen und umherlaufen. Die Skyline von Taiyuan, einer chinesischen Kleinstadt mit knapp drei Million Einwohner, steht der von Peking nicht viel nach. Rund um den Bahnhof stehen lauter Hochhäuser. Wir versuchen auf dem großen Bahnhofsvorplatz die Bushaltestelle für den Stadtbus zum südlichen Jiannan-Busbahnhof zu finden. Doch es wimmelt nur so von Bussen und Haltestellen, und nach dem wir ein wenig herumgeirrt sind, nehmen wir dann doch lieber ein Taxi. Der Fahrstil ist hier nicht minder abenteuerlich, wird aber durch den stockenden und dichten Verkehr ein wenig gezähmt. Für 10 RMB sind wir 15 Minuten später am Überlandbusbahnhof.

Dort heißt es auch erst mal wieder Gepäck scannen und sich dann in einer chaotischen Halle mit allen möglichen Schaltern zurechtzufinden. Beschriftet ist hier, weit weg von Peking, natürlich alles nur noch auf Chinesisch. Und Englisch spricht hier natürlich auch niemand. Wir schauen etwas ratlos und werden dann von einem Chinesen gestikulierend in ein Büro geschickt. Dort bekommen wir ohne großes Warten gleich unsere Fahrkarten nach Pingyao. Wir wissen dann zwar immer noch nicht wo wir hin müssen und welcher der vielen Busse auf dem Hof der richtige ist. Aber man schickt uns einfach mal raus. Wir halten unsere Fahrkarte mehreren Leuten die dort rumlaufen einfach mal unter die Nase, in der Hoffnung, dass sie uns den richtigen Bus zeigen. Wir haben Glück, denn der Bus nach Pingyao war gerade schon am abfahren. Ein kleiner klappriger Bus, schon einige Jahre und viele tausend Kilometer auf dem Buckel, ohne Klimaanlage und mit viel zu engen Sitzreihen. Wir falten uns in der letzten Reihe mitsamt Buggy zusammen. Hoffentlich sitzen wir auch im richtigen Bus …

Wir fahren knapp zwei Stunden bis ins gut 100 km südlicher gelegene Dörfchen Pingyao. Zu sehen gibt es auf der Fahrt nicht viel, denn die Landschaft ist auch hier ziemlich eintönig und trist. In Pingyao erleben wir dann die Masche mit dem Pseudo-Busstop für Ausländer. Den Straßenschildern, die teilweise mit lateinischen Buchstaben waren, haben wir entnommen, dass wir so gut wie da sein müssen, und wohl doch im richtigen Bus sitzen. Plötzlich hält der Bus am Strassenrand, und wir werden gestikulierend aus dem Bus herausgewunken. Nach Bushaltestelle sieht das nicht unbedingt aus, aber in Ländern wie diesem halten Busse oft einfach mal so an der Strasse ohne Schild oder ähnlichem. Wir steigen aus, und werden prompt belagert von Taxifahrern und Guesthouse-Vermittlern. Wir hatten mit unserem bereits reservierten Guesthouse Abholung an der Bushaltestelle vereinbart, ungefähr um diese Zeit. Wir versuchen die ganze aufsässige Meute abzuwimmeln und loszuwerden, aber das ist gar nicht so einfach. Eine ganz penetrante Werberin drückt mir dann sogar noch das Handy mit ihrem Chef an der Leitung ans Ohr. Erst als ich dem auf englisch klar mache, dass wir schon eine Reservierung haben und abgeholt werden, verzieht sich die ganze Baggage.

Ein paar normale Einheimische bestaunen derweil Niklas, und wollen unbedingt in unserem Reiseführer blättern. Von den bekommen wir dann noch Tipps per Daumen zu den dort genannten Unterkünften. Nachdem wir fast eine halbe Stunde am Strassenrand gestanden haben, aber niemand zum Abholen kam, war langsam klar, dass das hier nicht die offizielle Haltestelle war. Da die Stadtmauer in Sichtweite war, sind wir dann zu Fuß in die Altstadt gegangen. Dummerweise war unser Guesthouse genau am anderen Ende der Altstadt, und so wurde es dann doch ein etwas längerer Fußmarsch.

Unser Guesthouse, das Zhengija Youth Hostel, sieht von außen erst mal nicht ganz so einladend aus wie manch andere schöne Gästehäuser die wir auf unserem Weg hierher gesehen haben. Wir werden aber sehr freundlich und herzlich empfangen, und bekommen ein tolles authentisch eingerichtetes Zimmer (passend zur mittelalterlichen Kulisse des ganzen Dorfes). Das Guesthouse hat einen schönen Innenhof und der große Aufenthaltsraum mit Bar, Restaurant, PCs usw. ist sehr nett und stilvoll eingerichtet. Ein Platz zum Wohlfühlen.

Wir essen dort zu Abend, und da nur wenig Gäste da sind, bekommen wir mit unserem Niklas die volle Aufmerksamkeit des Personals. Nach einem langen anstrengenden Tag mit viel Sitzen, was Niklas gar nicht gefallen hat, und ohne Mittagsschlaf, kann sich Niklas jetzt hier voll austoben. Er darf sogar auf den Billardtisch und dort mit den Kugeln schon mal üben. Die erste große Reiseetappe hat alles in allem ganz gut geklappt, auch wenn es für uns alle ein anstrengender Tag war.


Susanne & Niklas

Susanne & Niklas

Thomas, Susanne & Niklas

Thomas, Susanne & Niklas

Thomas & Niklas

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23.06.09 Pingyao (1. Tag)

Nach dem anstrengenden gestrigen Tag lassen wir es heute gemütlich angehen. Wir wohnen ja mitten im Geschehen und können mit der Besichtigung gleich vor der Türe anfangen. Niklas findet es auch ganz o.k., wenn er sich heute endlich mal wieder ein wenig bewegen darf. Unser Guesthouse lädt wegen der gemütlichen Atmosphäre gerade dazu ein, alles etwas gemächlicher anzugehen. Um die Mittagszeit wagen wir uns dann vor die Türe. Es hat fast 40 Grad, und durch die steinernen Häuser strahlt die ganze Stadt wie ein Backofen.

Pingyao ist im Prinzip ein großes mittelalterliches Open-Air-Museum. Die ganze Altstadt mitsamt Stadtmauer ist komplett erhalten, die meisten Gassen sind Fußgängerzone, es reiht sich ein schönes mittelalterliches Gebäude an das andere. Pingyao war ein wichtiges Handels- und Bankenzentrum. Entsprechend wohlhabend war die Stadt in früheren Zeiten. Die Stadt ist als UNESCO-Weltkulturerbe ausgewiesen. Obwohl ein touristische Highlight hält sich der Besucherandrang sehr in Grenzen. Keine Hektik, kein Gedränge. Auch das ist sehr entspannt.

Wir starten unsere Besichtigungstour gleich neben unserem Guesthouse in der ehemaligen Bezirksverwaltung (Yamen), mit vielen Innenhöfen und Gebäuden. Das Leben von damals ist ein wenig in den Räumen nachgestellt, und man bekommt dadurch ein wenig einen Eindruck vom damaligen Alltagsleben. Wir gehen weiter zum Wohnhaus des Begründers der damals wichtigsten Bank Chinas, der Lei Lütai Residenz. Auch hier kann man einen Eindruck vom damaligen Leben bekommen.

Wir schlendern ein wenig durch die Gassen der südlichen Altstadt, entdecken viele schöne Häuser und Details. Auch an der Stadtmauer schauen wir mal vorbei, bis wir schließlich den Stadtgott-Tempel erreichen. Der Tempel ist konfuzianisch geprägt und sehr schön restauriert. Hier gibt es auch viele Figuren zu sehen. Gegenüber steht eine Neun-Drachen-Wand, wie wir sie in Peking schon gesehen haben. Wir bummeln zurück ins Zentrum, gehen auf dem Weg noch in ein paar Handelshäuser und Wohnhäuser rein. Wir essen in einem schönen Traveller-Café zu Abend. Danach schlendern wir durch die Fußgängerzone mit der auch bei Nacht und Beleuchtung sehr schön wirkenden Häuserkulisse zurück zum Guesthouse.


Niklas

Niklas

Niklas im Guesthouse

Niklas im Guesthouse

Niklas

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24.06.09 Pingyao (2. Tag)

Pingyao hat unzählig viele Sehenswürdigkeiten, die man an einem Tag gar nicht alle anschauen kann. Daher schauen wir uns heute einfach den Rest an. Gut gemacht ist, dass man nur einmal eine Eintrittskarte kaufen muß, und dann zwei Tage lang überall rein kann. So schlendert man einfach durch die Gassen, und geht dann dort rein, wo man gerade vorbeikommt. So machen wir das heute auch. Allerdings wiederholen sich die Dinge, und es wird dann gegen Ende fast schon ein wenig monoton. Wir sind daher bei einigen Sehenswürdigkeiten auch nach ein paar Minuten wieder auf der Gasse. Abgesehen von ein paar nett hergerichteten Gebäuden und Tempeln, zählt bei den anderen Sehenswürdigkeiten mehr der Gesamteindruck und das Ambiente.

Ein Highlight des Tages ist der Qingxu Tempel, der tibetisch buddhistisch geprägt ist, und sich dadurch von den anderen abhebt. Dort erhalte ich von einem Mönch auch einen Segen. Was auch immer er mir gesagt hat, ich hab es nicht verstanden, aber es wird seinen Sinn gehabt haben und hoffentlich war nur Gutes dabei. Zur Erinnerung habe ich ein kleines Tuch bekommen.

In der Northern Street kurz vor dem Stadttor haben wir auch noch einen sehr schönen chinesischen Tempel entdeckt. Ansonsten haben wir teilweise sehr schöne antike Möbel, Vasen und andere Einrichtungsgegenstände gesehen. Und wir haben einen ganz guten Eindruck von der Funktionsweise des Handelns, der Handelshäuser und dem damaligen Bankensystem bekommen. Wir lassen es uns nicht nehmen, und besteigen auch die Stadtmauer am Nordtor und genießen den Blick von dort oben über die Altstadt.

Wir schlendern noch ein wenig kreuz und quer durch die Altstadt, lassen uns von der schönen Kulisse und dem Stadtbild beeindrucken, und beobachten ein wenig die Leute und das bunte Treiben. Abendessen gibt es heute in einem gemütlichen Hinterhof in einem chinesischen Lokal.

Niklas kam heute auch voll auf seine Kosten, da er viel laufen und herumtoben durfte. Die Hitze hat ihm ein wenig zu schaffen gemacht, aber mit viel Trinken kein Problem. In einem Tempel hat er dann einen großen Wasserbottich entdeckt, wo man schön mit den Händen plantschen konnte und dann mit den nassen Händen alles anfassen. Die jungen Damen an der Eingangskontrolle hatten dann ein wenig Mitleid mit ihm und uns, und kamen mit einer Schüssel Wasser um ihn erst mal wieder sauber zu machen. Und abends im Guesthouse war er natürlich sowieso der Star.


Niklas

Niklas

Niklas im Guesthouse

Niklas im Guesthouse

Niklas

Niklas

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25.06.09 Weiterreise mit dem Bus nach Xi'An

Bob, der Guesthouse Besitzer, hatte sich in den vergangenen Tagen schon rührend um unser Wohlbefinden gekümmert, und war auch heute ganz der Gentlemen. Zum Frühstück hat er uns zwei wirklich gute Milchkaffee aus seiner neuen Kaffeemaschine spendiert. Er hatte sich auch um unsere Weiterreise nach Xi'An gekümmert, da es keinen direkten Bus von Pingyao nach Xi'An gibt und man die Eisenbahn in diesem Fall für die Weiterreise auch vergessen kann.

Nach dem Frühstück hat er uns zu einem Elektrotaxi begleitet, das uns dann zur Mautstation an der nahegelegenen Autobahn gebracht hat. Unter Elektrotaxi muß man sich ein größeres Golfplatzvehikel vorstellen. In Pingyao gibt es nur Elektrotaxis, da sind die Chinesen mal wieder sehr fortschrittlich. Der Fahrer von dem Taxi hat dann mit uns auf den Überlandbus gewartet und die Sache mit der Bezahlung im Bus geregelt. Sah eher wie Schmiergeld für den Busjungen aus, als wie ein normaler Ticketkauf. Aber das konnte uns ja egal sein. Hauptsache wir waren im Bus nach Xi'An und mussten uns um nichts kümmern.

Dieses mal hatten wir keine so klapprige Kiste, sondern einen großen modernen Reisebus. Im Bus mussten wir uns leider auf getrennte Plätze setzen, weil die Chinesen stur auf ihren Plätzen sitzen bleiben und lieber zwei Sitze für sich beanspruchen, als auch nur einen Zentimeter zu rutschen. Auf einer späteren Busfahrt sollten wir das dann noch mal erleben, allerdings waren da die Chinesen unter sich und haben sich fast in die Haare bekommen.

Die Busfahrt ins ca. 500 km entfernte Xi'An sollte ungefähr 6 - 7 Stunden dauern. China ist ein großes Land. Also wieder lange sitzen, und wenig Bewegung für Niklas. Landschaftlich war die Fahrt etwas interessanter als die vorhergehenden. Die Landschaft ist hügelig, teilweise auch bergig, mit mehr grün je weiter südlich wir kommen. Zwischendurch sehen wir wieder ausgedehnten Tagebergbau, rauchende Kraftwerksschlote und Stahlwerke. Ungefähr 100 km vor Xi'An fahren wir auf einer langen Brücke über den fast ausgetrockneten Hua He, den Gelben Fluß. Ein ewig breites Flussbett, aber nur ein Rinnsal an Wasser fließt. Da staunen selbst die Chinesen im Bus und schauen erstaunt aus dem Fenster.

Nach einer kurzen Pinkelpause an einer Autobahnraststätte und einer endlos langen Fahrt mit abenteuerlichen Überholmanövern auf der für unsere Verhältnisse traumhaft leeren chinesischen Autobahn kommen wir schließlich in Xi'An an. Der Bus steuert einen kleinen Busbahnhof an, wo wir dann aus dem Bus heraus komplimentiert werden. Aus dem Reiseführer wusste ich, dass der Busbahnhof am Bahnhof mitten in der Stadt sein musste. Ich habe aber weder Bahnhof noch die Stadtmauer gesehen, also wusste ich, dass das hier nicht der richtige Busbahnhof ist. Als wir erst mal nicht aussteigen wollten, hat man unser Gepäck einfach aus dem Kofferraum ausgeladen, und uns damit mehr oder weniger zum Aussteigen genötigt. Kaum richtig ausgestiegen wurden wir auch recht schnell und eindeutig zum Verlassen des Geländes aufgefordert. Vermutlich sind wir halt doch schwarz gefahren, deswegen der hastige Ausstieg.

Auf der Strasse haben wir erst mal versucht herauszufinden, wo wir jetzt eigentlich mal wieder gelandet sind. Wir wurden prompt auch gleich von einem nervigen und aufsässigen Taxifahrer umzingelt. Wir sind dann einfach einen Straßenblock weiter gelaufen, und haben dort selbst ein Taxi heran gewunken. Dem haben wir den Flyer von unserem Guesthouse mit chinesischer Wegbeschreibung und Adresse unter die Nase gehalten. Der Taxifahrer ist mit uns dann aber irgendwie erst mal um die halbe Stadt herumgefahren, bis er sich dem Ziel genähert hat. Mein grober Orientierungssinn aus dem Auto heraus hat mir gesagt, dass es mit Sicherheit auch einen direkteren Weg gegeben hätte. Bei den billigen Taxipreisen, 25 RMB für eine knappe halbe Stunde Fahrt, ist das aber durchaus erschwinglich und auch ziemlich unwichtig. So haben wir wenigstens gleich eine kleine Stadtbesichtigung gemacht, auch wenn wir darauf nach der langen Busfahrt eigentlich keinen Nerv mehr hatten. Dennoch haben wir schnell gemerkt, dass wir hier wieder in einer Großstadt mit mehrspurigen Stadtautobahnen, dichtem Verkehr, lauter Hochhäusern und urbanem Leben sind.

Unser Guesthouse in Xi'An, das Xiangzimen Youth Hostel, war sehr schön eingerichtet, mit Courtyards und schöner Inneneinrichtung. Allerdings war hier eher Massenbetrieb mit vielen ein- und ausgehenden Reisenden angesagt, und weniger die familiäre Atmosphäre der vorhergehenden Gästehäuser. Das Personal war dennoch sehr freundlich und zuvorkommend. Wir haben in der Bar noch was gegessen, bevor wir dann müde ins Bett gegangen sind.


Susanne & Niklas

Susanne & Niklas

Niklas & Bob

Niklas & Bob

Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

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26.06.09 Große Wildganspagode, Shaanxi History Museum, Nachtmarkt

Nach der langen und monotonen Busfahrt von gestern geht es heute auf Besichtigungstour in Xi'An. Nach dem Frühstück im Guesthouse machen wir uns auf den Weg zur größten Sehenswürdigkeit der Stadt, der Großen Wildganspagode. Diese liegt ungefähr 3 km südlich der Altstadt, daher ist es zu weit zu laufen. Wir versuchen die Haltestelle des im Reiseführers genannten Stadtbus zu finden. Gar nicht so einfach, denn in China wimmelt es nur so von Bushalltestellen. Es gibt hunderte von Buslinien, die alle irgendwo hinfahren. Also verteilen sich die Haltestellen am Strassenrand. Lesen kann man die Schilder sowieso nicht, eigentlich nur die Busnummer. Wir finden die Haltestelle schließlich, ein Pulk von Leuten steht am Straßenrand, und es kommt ein Bus nach dem anderen. Nach einigem Warten kommt auch unsere Linie. Den ersten Bus verpassen wir, da wir schlicht zu langsam sind mit Kind auf dem Arm und dem zusammengeklappten Buggy. Beim zweiten Anlauf klappt es dann. Es wird geschubst, gedrängelt und alle drücken in den eh schon überfüllten Bus rein. Festhalten brauchen wir uns also nicht mehr. Die Sache mit dem Ticket kaufen funktioniert hier anders wie in Peking, es gibt keinen Schaffner im Bus, sondern man muß 1 RMB in eine Metallbox beim Fahrer schmeißen.

Nach einer guten viertel Stunde nähern wir uns unserem Ziel, zumindest kann ich die Pagode vom Bus aus sehen. Also vorarbeiten zum hinteren Ausgang im Bus und am nächsten Stopp raus. Es ist drückend heiß heute, mit Sicherheit mal wieder gegen 40 Grad, so dass wir am nächsten Kiosk erst mal 6 Wasserflaschen kaufen, die recht schnell geleert sind. Vor der Wildganspagode ist ein großer schön angelegter Platz, auf dem man sich abends Wasserspiele anschauen kann. Links und rechts des Tempels der Großen Gnade und Güte, in dem die Pagode steht, gibt es einen schönen relativ neuen Stadtpark mit Skulpturen und vielen Plätzen zum Verweilen. Man merkt, dass sich hier das touristische Leben abspielt.

Der Tempel, die eigentliche Sehenswürdigkeit, ist durchaus sehenswert und restauriert. Im Hauptgebäude kann man einen großen Buddha sowie zahlreiche schöne Holzschnitzereien bewundern. Innerhalb des recht weitläufigen Tempelanlage kann man durch eine schöne Gartenanlage laufen, in der Stelen, Pagoden usw. stehen. Im hinteren Teil gibt es auch noch eine Tempelschule mit schönen Innenhöfen. Im Gegensatz zu den doch ziemlich gleich aussehenden Tempeln in Peking und Pingyao wirkt dieser Tempel ganz anders. Es gibt zwar Ähnlichkeiten, aber der Stil ist deutlich anders.

An einem Kiosk im Tempel holen wir uns mal wieder eine Pappbecher-Nudelsuppe, und machen eine Pause, die auch Niklas ganz gut tut. Die Hitze macht auch ihm zu schaffen, und hier im Tempel kann er ja ruhig auch rumlaufen und seine Entdeckungen machen. Als er jedoch den Mülleimer mehrfach anfängt auszuräumen, finden wir es dann nicht mehr so lustig. Die Nudelsuppe lässt er sich aber nicht nehmen, auch wenn es schwierig zu essen ist. Nach der Pause macht er dann sein Nickerchen. Als wir uns jedoch später im Park noch ein Eis gönnen, ist Niklas gleich wieder wach. Irgendwie hat er einen Riecher dafür.

Am Nachmittag gehen wir weiter in das nicht weit entfernte Shaanxi History Museum. Wie sich herausstellt, ein sehr lohnenswerter Museumbesuch. Dort sind die ganzen Funde aus den Kaisergräbern (u.a. Terrakotta-Armee) und sonstigen Ausgrabungsstätten ausgestellt. Man kann hier auf drei Stockwerken einen ziemlich tiefen Einblick in die chinesische Kultur der vergangen zwei Jahrtausende bekommen. Im Museum sind exemplarisch auch ein paar schöne Terrakotta-Krieger ausgestellt. Das Museum lohnt sich auf jeden Fall.

Nachdem wir dort um fünf herausgeschoben werden, schauen wir nach der Bushaltestelle zurück in die Stadt, können diese aber nicht finden. Wir laufen dann einfach mal weiter in Richtung Zentrum nach unserem groben Orientierungssinn. Wir kommen an einer gigantischen U-Bahn-Baustelle vorbei. Die Chinesen machen das anders wie wir, die bauen nicht Haltestelle für Haltestelle und freuen sich wenn sie in fünf Jahren einen Kilometer Strecke fertig haben. Nein, die buddeln gleich die ganze Stadt auf und bauen die ganze Linie in fünf Jahren. Auch das ein Ausdruck des rasanten und ungebremsten Wachstums dieses Landes und dem Drang zum Fortschritt. Auf unserem Weg zurück zum Stadtzentrum werden wir ständig von Baustellen begleitet. Es gibt kaum eine Ecke an der nicht gebaut wird, ein Hochhaus nach dem anderen, und noch mehr Shopping-Malls. Gearbeitet wird hier rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche. Xi'An entwickelt sich zu einer modernen Großstadt, das konnten wir hier deutlich spüren.

Auf unserem Fußmarsch entlang der U-Bahn-Baustelle zurück in die Stadt können wir einige typische Strassenszenen beobachten. Wir kommen auch an einem etwas älteren Einkaufszentrum mit normalen Läden vorbei, wo sich keine Touristen hin verirren. Ich erstehe dort für einen Apfel und ein Ei zwei paar Gummischlappen. Allerdings müssen wir erst einige Läden wegen der Größe abklappern, da bei den Chinesen bei Schuhgröße 45 Schluß ist. Naja, hat sich dennoch gelohnt. Niklas wird von allen möglichen Chinesen bewundert, und ist der totale Publikumsliebling. Gefällt ihm gut diese Rolle.

Der Weg zurück in die Stadt zieht sich dann doch ein wenig in die Länge. Niklas wird ungemütlich, weil er keinen Bock mehr auf Buggy und Hunger hat. Als wir endlich wieder im Guesthouse sind, essen wir dort erst mal was zu Abend. Nach dem Essen wollen wir aber noch mal raus auf die Strasse, da es noch zu früh zum schlafen ist. Wir laufen die Hauptstraße vom Südtor zum Bell Tower. Der Bell Tower wirkt bei Nacht sehr schön durch die Beleuchtung und seine Position mitten in einem mehrspurigen stark befahrenen Kreisverkehr. Rund herum gibt es mehrere Shopping-Malls und es sind noch jede Menge Leute auf der Straße unterwegs. Der ganze Platz rund um den Bell Tower bis zum Drum Tower wirkt sehr schön, da die Häuser alle angestrahlt sind. Wir gehen noch rüber zum Drum Tower, und entdecken in einer Seitenstraße einen Nachtmarkt. Endlich ein Nachtmarkt wie ich ihn kenne, und bisher vergebens in China gesucht habe ! Essensstände, Kunsthandwerk, Souvenirs, Früchte, Nüsse, usw. Wir tauchen ein in diese Atmosphäre und lassen uns mit den Massen treiben. Niklas wird auch hier überall bewundert.


Niklas

Niklas

Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

Niklas

Niklas im Buggy

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27.06.09 Bell Tower, Drum Tower, Muslimisches Viertel, Moschee

Heute wollen wir die Sehenswürdigkeiten im Zentrum anschauen, da wir gestern doch recht viel gelaufen sind. Wir beginnen am Glockenturm (Bell Tower). Durch eine Strassenunterführung unter dem Kreisverkehr kann man diesen erreichen. Man kann den Turm besteigen und von oben dann den Blick von der Terrasse mal in alle Himmelsrichtungen schweifen lassen und in die vier ankommenden Hauptstrassen werfen. Von hier oben kann man auch ganz gut den chaotischen chinesischen Verkehr beobachten. Ansonsten bietet der Turm nichts wirklich Sehenswertes.

Als nächstes sind wir auf den Trommelturm gestiegen. Auch hier kann man rundherum schauen, allerdings ist der Blick durch die umliegenden hohen Häuser ziemlich eingeschränkt. Im Inneren des Turms befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte der Trommeln mit vielen Ansichtsexemplaren.

Danach sind wir ins muslimische Viertel mit seinen belebten Gassen und kleinen Strassen. Das ganze Viertel ist ein riesiger Bazar mit unzähligen Läden, in denen man so ziemlich alles kaufen kann. Mitten in China fühlt man sich so gar nicht mehr wie in China, sondern eher wie im Orient. Viele Frauen mit Kopftuch, die Bazarmentalität. Wir schlendern hier einfach mal so ein bisschen durch die Gassen und beobachten das Treiben und das Leben. Etwas versteckt liegt die Moschee, die eigentlich so gar nicht nach Moschee aussieht. Es ist eigentlich eher eine chinesisch anmutende Tempelanlage mit mehreren Höfen und Gebäuden im chinesischen Stil. Lediglich die Gebetshalle in einem großen Gebäude am Schluß des Komplexes sowie einige arabische Inschriften lassen den Eindruck erwecken, dass es sich um keinen Tempel handelt. Niklas kann sich im Tempel mal wieder austoben, und überall herum springen.

Auf dem Rückweg inspizieren wir die Läden noch etwas. Der Nachtmarkt erwacht schon langsam zu Leben, und wir probieren an einem Essensstand auch noch etwas. Abendessen gibt es dann aber im Guesthouse.


Niklas

Niklas

Niklas

Niklas

Niklas

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28.06.09 Beilin Museum (Stelenwald), Shuyuanmen Street, Südtor, Nachtmarkt

Nachdem es die letzten Tage drückend heiß war, kam heute die kalte Dusche. Es regnet wie in Strömen. Was tun ? Nach einem gemütlichen Frühstück im Guesthouse schlagen wir dort die Zeit ein wenig tot. Niklas turnt überall rum, und wir haben ein wenig Angst um die Einrichtungsgegenstände. Als der Regen nachlässt, entschließen wir uns ins nahegelegene Beilin Museum zu gehen. Dort gibt es mehrere Hallen, in denen Stelen aus den verschiedenen Ausgrabungsstätten rund um Xi'An ausgestellt sind. Daher hat dieses Museum auch den Beinamen "Stelenwald". Wir können zwar nichts lesen, was auf den Stelen eingraviert ist, aber es ist dennoch ganz interessant, die vielen verschiedenen Stelen und Formen zu betrachten. Angegliedert ans Museum ist noch eine Ausstellung über weitere historische Funde.

Nach dem ausgiebigen Museumsbesuch schlendern wir durch die Shuyuanmen Street, das Künstlerviertel von Xi'An mit vielen Souvenirständen und Künstlerwerkstätten, in denen man Schriftdrucke (Nachdrucke von den Stelen auf Seide und Stoff) erwerben kann. Am Ende der Straße befindet sich das Südtor der Stadtmauer, das wir uns auch noch ein wenig genauer anschauen. Auch hier kann man den Fortschritt und Wandel Chinas sehen - auf der einen Seite die antike Stadtmauer mit dem großen Tor, auf der anderen Seite moderne Shopping-Malls mit teuren Boutiquen, Hochhausbauten aus Glas und jede Menge Baustellen.

Der Himmel hellt sich auf, die Sonne kommt schon wieder zum Vorschein. Wir entschließen uns mangels weiterer Sehenswürdigkeiten im Zentrum zu einem Bummel über und entlang der Haupteinkaufsstraße Dong Dajie. Ein Einkaufszentrum reiht sich an das andere, hier gehen die normalen Chinesen einkaufen. Wir bummeln einfach mal so durch und lassen das alles auf uns wirken. Wir entdecken einen Wal-Mart und nutzen die Gelegenheit noch einige Dinge einzukaufen, die es in den kleinen Läden nicht gibt.

Am Abend stürzen wir uns noch mal in das Getümmel des Nachtmarktes im muslimischen Viertel, essen an verschiedenen Essensständen etwas, und erstehen mit heftigem Feilschen noch ein paar T-Shirts und andere Souvenirs.


Susanne & Niklas

Susanne & Niklas

Niklas

Niklas im Guesthouse

Niklas

Niklas im Guesthouse

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29.06.09 Terrakotta Armee

Ein Highlight von Xi'An haben wir uns noch aufgehoben, die Terrakotta Armee. Im Guesthouse haben sie schon ein paar Mal versucht uns eine Tour dorthin aufzuschwatzen, aber von anderen Reisenden wussten wir, dass man auch mit dem Bus dorthin fahren kann. Also haben wir uns ein Taxi zum Bahnhof genommen, um dann dort auf dem riesigen Bahnhofsvorplatz nach den Bussen zur Terrakotta Armee Ausschau zu halten. Dort wurden wir von einigen aufdringlichen Werbern zu vermeintlichen Bussen gelockt, aber wir haben stur nach den normalen Linienbussen Ausschau gehalten. Am hinteren Ende des Platzes haben wir diese gefunden, es sind die Linien 914 und 915. Bei beiden Bussen ist die Fahrtstrecke in Englisch auf den Bus lackiert. Auch hier wird man angesprochen, aber nur vom Personal des 914 (der langsamere Bus), der 915 nebenan ist der Expressbus. Die Fahrt mit dem klimatisierten und bequemen Expressbus dauert ca. eine Stunde und kostet spottbillige 7 RMB.

Die Haltestelle zur Terrakotta Armee kann man nicht verfehlen, riesiger Parkplatz mit Touribussen und einem großen Denkmal. Nach dem Ticketkauf beim Parkplatz muß man sich durch eine endlos lange neu gebaute Ladenstraße mit vielen nervigen Tourguides und Souvenirverkäufern seinen Weg zum eigentlichen Eingang zu den Ausgrabungsstätten bahnen. Touristisch ist das hier ebenso erschlossen und ausgeschlachtet wie an der Großen Mauer.

Hinter dem eigentlichen Eingang läuft man auf mehrere klobige Betongebäude zu. Rechterhand befindet sich das Museum, dazu aber später. Geradeaus ist der Eingang zur 1. Halle, der eigentlich sehenswerten und wohl auch berühmtesten Ausgrabungsstätte. Schräg rechts ist die 2. Halle. Die Terrakotta Armee ist nur Teil einer mehreren Quadratkilometer großen Grabanlage des ersten Kaisers von China, der sich für sein Leben nach dem Tod eine zweite Welt bauen ließ. Freigelegt sind bis heute nur Teilstücke der Terrakotta Armee.

In der 1. Halle kann man die meisten Krieger sehen, dort entstammen auch die weltbekannten Fotos. Es sind ungefähr 6000 Krieger ausgegraben worden, ein großer Teil der Halle ist aber noch nicht freigelegt. Der Anblick von der Aussichtsplattform in der Halle ist aber dennoch toll und sehr eindrucksvoll. Bei einem Rundgang am Rande der Halle kann man dann die Krieger im Detail betrachten. Jeder Krieger ist einzigartig, es gibt keine Dupletten. Die ganze Szenerie wirkt sehr anmutig, auch wenn sich hier die Touristenmassen durchschieben.

In der 2. Halle, die wesentlich kleiner ist, kann man weitere einzelne Krieger sehen. Hier ist jedoch der Großteil noch nicht ausgegraben, man kann hier aber einen Eindruck von der Struktur bekommen. Die Krieger standen in einzelnen Gängen zwischen Mauern, die Decke war aus Holzbalken und mit Erde bedeckt. Durch Grabplünderungen und Brandstiftung nach dem Tod des Kaisers sind die Gänge aber alle eingestürzt, und von den darüberliegenden Erdmassen eingedrückt worden. In dieser Halle sind einzelne restaurierte Krieger auch in Schaukästen ausgestellt. Auf Infotafeln sind hier auch viele Details zu den Funden und der Grabanlage an sich erklärt.

Die 3. sehr kleine Halle ist wenig spektakulär. Hier gibt es nur sehr wenig zu sehen. Im Museum stehen einige wenige Exponate aus Grabfunden, und ein paar Infos zu den Ausgrabungen an sich. Hier feiert sich aber der chinesische Staat selbst, mit lauter Fotos von Prominenten und von der Ausgrabungsgesellschaft. Das Museum kann man sich eigentlich schenken. Das schönste im Museum war eine Bilderausstellung über Weltkulturstätten weltweit, was aber mit der Terrakotta Armee nichts zu tun hat.

Für Niklas war es ein sehr entspannter Tag, weil wir ihn in den Hallen frei rumlaufen lassen konnten. Er hat dann eine neue Sportart für sich erfunden - Kamikaze laufen durch hektische chinesische Touristengruppen. Mit dem Security-Personal hat er auch heftig herumgeflirtet und mal ausprobiert, wie weit man das flexible Absperrband ziehen kann. Mit einigen chinesischen Kindern hat er sich auch mal beschnuppert. Und Eis gab es heute auch.

Nervig war dann nur die 1,5 Stunden Rückfahrt in die Stadt mit dem langsamen Bus, der durch jedes Dorf gefahren ist und sich auch quer über nicht mehr vorhandene Straßen seinen Weg gebahnt hat. Der langsame Bus lebt offenbar von den Einnahmen der Fahrgäste und versucht möglichst viele Passagiere mit zu nehmen (deswegen auch das Ansprechen schon in Xi'An am Busbahnhof). In einem Dorf haben wir deswegen ewig auf andere Busse gewartet, dann war der Bus aber überfüllt, weil es keine Sitzplätze mehr gab. Plötzlich mussten sich alle stehenden Passagiere im Gang auf Anweisung der Schaffnerin in die Hocke begeben, als wir an einer Kontrollstelle vorbeigefahren sind.

In Xi'An wollten wir heute mal etwas außerhalb unseres Guesthouses essen. Wir haben eine nette Bar mit Tischen im Freien gefunden, aber es stellte sich dann heraus, dass es nur irgendwelche gegrillten Fleischspieße gibt. Das ganze hat sich dann als Reinfall entpuppt, und wir sind dann weitergezogen, um schließlich bei Pizza Hut ein richtiges Abendessen zu uns zu nehmen. Am Abend haben wir Koffer gepackt, denn morgen sollte es schon wieder auf Reise gehen.


Niklas

Niklas

Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

Susanne & Niklas

Susanne & Niklas

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30.06.09 Weiterreise mit dem Bus nach Luoyang

Nachdem wir die Hauptsehenswürdigkeiten von Xi'An alle gesehen hatten, war für heute die Weiterreise in unser nächstes Ziel, Luoyang, angesagt. Nach einem Frühstück und Abschied von den netten Mitarbeitern im Guesthouse sind wir mit dem Taxi zum Bahnhofsplatz gefahren. Und jetzt die Entscheidung : Bus oder Bahn ?

Nachdem die Schlangen bei der Bahn aus bisheriger Erfahrung immer riesengroß waren, haben wir unser Glück zunächst mal beim Busbahnhof versucht. Wir wurden gleich angesprochen und versucht in irgendwelche Busse abgeschleppt zu werden. Aber wer einen auf der Straße schon so aggressiv anspricht, dem traue ich nicht so ganz über den Weg. Am Busbahnhof mussten wir uns erst mal zurechtfinden, weil es mehrere Eingänge gab. Ich habe dann den etwas besseren und vertrauenswürdigeren bevorzugt. Dort waren auch lange Schlangen an den Ticketschaltern. Und ständig wurde ich belagert von aggressiven Werbern, da haben selbst die umstehenden Chinesen die Augen gerollt. Ein weiteres Indiz diese zu ignorieren. Ich habe mich dann an die Sicherheitsleute beim Gepäck-Scanner gewandt. Meinen Zettel vom Guesthouse mit der Fahrtstrecke Xi'An - Luoyang auf chinesisch hingehalten und mit Händen und Füssen versucht herauszufinden, ob ich hier richtig bin. Die haben mir dann bedeutet mich in den Schlangen an den Ticketschaltern anzustellen. Das ging dann aber recht zügig vor sich. Am Schalter war es dann wieder eine Kommunikation mit Händen und Füßen. Die Frau am Schalter konnte dem Zettel zwar entnehmen, dass ich nach Luoyang wollte. Dann ging es aber los, um welche Uhrzeit, wie viele Personen. Ein junger Chinese hinter mir in der Schlange konnte mir mit ein paar Brocken Englisch dann aber aus der Patsche helfen. Und so kam ich dann zu meinen Tickets für den 12.00 Uhr Bus nach Luoyang. Auf den Fahrkarten stand alles in chinesisch, aber nach Abgleich mit dem Zettel vom Guesthouse und dem Reiseführer war ich zumindest sicher, Fahrkarten zum richtigen Ziel zu haben.

Wir sind dann reingegangen in den Wartesaal vom Busbahnhof. Dort funktioniert das dann wieder wie am Flughafen. Man muß schauen, wann der Bus aufgerufen wird, und an welchem Schalter man dann einchecken darf. Nur toll, wenn man auf dem Ticket nichts lesen kann. Als wir eine gewisse Übereinstimmung von Uhrzeit und einer Nummer auf dem Ticket gefunden hatten, sind wir einfach mal zu dem Schalter gegangen. Dort wurden wir dann ohne weiteren Kommentar zu einem Bus auf dem Hof begleitet, und konnten gleich einsteigen. Der Bus war schon fast voll, und wir konnten die letzten beiden zusammen liegenden Plätze für uns in Beschlag nehmen. Im Bus war illustre Gesellschaft.

Nach der Abfahrt hat der Bus dann plötzlich in einer Straßenunterführung angehalten, weil noch Leute zusteigen wollten. Das war dann vermutlich wieder die Schwarzfahrermasche. Als es dann um die Sitzplätze ging, es war eine Familie mit Kind, konnten wir dann erleben, wie Chinesen miteinander umgehen. Es hat nicht viel gefehlt, dass es handgreiflich geworden wäre. Nach kurzer Fahrt haben wir einen weiteren Stopp an dem uns bereits bekannten Busbahnhof gemacht. Dort standen wir ewig rum - Zeitungsverkäufer kamen in den Bus und haben die halbe Zeitung vorgelesen, ein unbelehrbarer und vorher schon in den Streit verwickelter Chinese hat erst mal trotz Rauchverbot genüsslich eine Zigarette geraucht. Na super, das kann ja noch heiter werden.

Auf unserer Fahrt auf der Autobahn nach Luoyang fahren wir entlang eines Mittelgebirges auf der einen Seite, auf der anderen Seite bietet sich immer mal wieder ein Blick auf den Huang He, den Gelben Fluß. Der Fahrer hat die Hupe im Dauer-Abo, und obwohl wenig Verkehr, wird spektakulär auch auf dem Standstreifen überholt. Im Bus läuft ein nerviger und völlig unnötiger chinesischer Horror-Film (viel Schießerei, viele Tote, viel Gewalt), aber das Vergnügen hatten wir auch schon in vorhergehenden Busfahrten. Unterwegs gabeln wir auf dem Standstreifen der Autobahn noch ein paar schmuddelig wirkende Fahrgäste mit Seesack als Gepäck auf. Nach gut 4,5 Stunden Fahrt mit 5 Minuten Pause kommen wir im etwa 300 km entfernten Luoyang am Busbahnhof an.

Luoyang ist zur Abwechslung mal wieder eine chinesische Kleinstadt, die etwas überschaubarer wie Xi'An oder Peking ist. Unsere Jugendherberge bzw. Hotel liegt angeblich nur 5 Minuten Fußweg vom Bahnhof bzw. Busbahnhof entfernt. Wir verlaufen uns aufgrund der schlechten Wegbeschreibung natürlich erst zwei Mal, bis wir schließlich dort ankommen. Es wirkt nicht nur von außen sehr nüchtern und unscheinbar, der Empfang ist ebenfalls sehr spartanisch eingerichtet. Kein Hauch von Gemütlichkeit oder familiärer Atmosphäre, kein Aufenthaltsraum, keine gemütliche Bar. Das Mingyuan Hotel ist eben ein chinesisches 2-Sterne-Hotel, und mehr nicht. Unser frisch renoviertes großzügiges Zimmer mit ziemlich neuer und schöner Einrichtung im 6. Stock entschädigt aber alles. Ein gemütliches Guesthouse wäre dennoch schöner, aber das gibt es hier in Luoyang, ein wenig abseits der üblichen Traveller-Routen, offenbar nicht.

Zum Abendessen gibt uns die freundliche Dame am Empfang den Ratschlag in ein ca. 15 Minuten zu Fuß entferntes Einkaufszentrum zu gehen. Dort gäbe es mehrere Lokale, die auch englische Karten hätten und wo wir was passendes finden würden. Das Einkaufszentrum ist sehr gemütlich, und es gibt in der Tat mehrere Lokale. Wir gehen dann einfach mal in eines rein, auch weil es dort Kinderstühlchen aus dem Ikea für Niklas gibt. Nachdem wir Platz genommen haben, muß ich an der Theke unter ausgestellten Tellern mit Essen wählen. Es stellt sich nach ein wenig radebrechender Konversation mit einer jungen Chinesin heraus, dass es nur Lammfleisch gibt in dem Lokal. Super, wir essen beide kein Lamm ! Ich wähle dann einen Nudelteller aus, auf dem so gut wie kein Fleisch zu sehen ist. Es ist ein Nudelsalat wie sich herausstellt. Wir bekommen zum Salat ein Schüsselchen mit Dressing und ein Schüsselchen mit crushed Ice dazu. Das Dressing kippen wir in den Salat, dann kippt uns die Bedienung noch das Eis dazu. Wir sind erst etwas entsetzt, aber das Eis dient wohl zur Verflüssigung des Dressings. Nachdem das Lammfleisch aussortiert ist, lassen wir uns den kalten Nudelsalat schmecken. So schlecht ist es gar nicht, auch Niklas isst etwas davon. Nach dem Essen halten wir uns noch ein wenig in dem Einkaufszentrum auf, und sind mit Niklas natürlich die Attraktion des Abends.


Niklas

Niklas

Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

Susanne & Niklas

Susanne & Niklas

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01.07.09 Longmen Grotten

Am Morgen testen wir das im Preis inclusive Frühstück im 2. Stock unseres Hotels. Aber es ist eine absolute Enttäuschung in jeder Hinsicht. In einem schmuddelig wirkenden Raum stehen zwei dreckige Tische, drum herum leere Bierkisten und anderes Gerümpel. Ein paar Chinesen frühstücken dort schon, naja schlürfen und schmatzen. Und unter Buffet stellen wir uns auch was anderes vor. Ich habe mit Niklas dennoch ein wenig Reis mit undefinierbarem grünem Gemüse gegessen. Susanne wollte lieber nichts anfassen. Wir sind dann nach 10 Minuten gegangen.

An der Straße haben wir uns an einem Kiosk erst mal was zum Trinken und ein paar Kekse geholt. Danach noch ein Abstecher zum Geldautomaten. Die Automaten der lokalen Banken wollen auch hier nur 1000 RMB ausspucken. Nach zwei Versuchen gehen wir dann doch zur ICBC Bank, deren Automaten mit der Maestro-Karte 2500 RMB ausspucken.

Das nächste Abenteuer bzw. Erlebnis war dann der Zugfahrkartenkauf am Bahnhof in Luoyang. Im Hotel hatte ich mir auf chinesisch mal wieder das Wichtigste aufschreiben lassen (Weichbettklasse, das Reisedatum, 2 Personen und das Reiseziel Shanghai), außerdem hatte ich noch einen Ausdruck des chinesischen Zugfahrplans für den gewünschten Zug dabei. Wer jetzt denkt, am späten Vormittag wäre am Bahnhof nicht ganz so viel los, der täuscht sich. Gleiches Bild wie an den vorherigen Bahnhöfen. Eine große Schalterhalle mit bestimmt 20 Schaltern, und Menschenmassen bis vor die Tür. Da die Züge in China meist recht schnell ausgebucht sind, bleibt mir nichts anderes übrig als mich eben anzustellen. In der Schalterhalle ist es drückend warm, und das dichte Gedränge macht die Sache nicht viel angenehmer. Zwischen den Schlangen laufen mehr oder weniger aufdringliche Werber der Busgesellschaften, andere handeln mit Tickets und haben dicke Geldbündel in der Hand. Über den Schaltern hängt eine riesige Anzeigetafel, auf der alle Züge der nächsten drei Tage angezeigt werden, und wie viel Plätze in welcher Klasse noch frei sind. Nach einer dreiviertel Stunde bin ich dann endlich auch an der Reihe. Die Schalter sind auch hier wie am Busbahnhof in Xi'An mit Drehkreuz und Metallgittern gesichert, dass man nicht von der drängelnden Meute hinter einem erdrückt wird. Dank meiner Zettel klappt alles ohne Rückfragen und ich habe ruckzuck meine Fahrkarten.

Mittlerweile ist es schon später Vormittag und die Sonne drückt. Wir schwitzen, und sind schon reif für Getränkenachschub am nächsten Kiosk. Am östlichen Ende des Bahnhofs, bei der Schalterhalle, finden wir denn auch die Haltestelle für den Bus Nr. 81, der zu den 13 km entfernten Longmen Grotten fährt. Zum Glück kein so Gedränge wie in den bisherigen Stadtbusfahrten. Fahrpreis ist hier 1,5 RMB. Die Fahrt durch die ganze Stadt ist interessant, hier scheint alles noch etwas überschaubarer und nicht ganz so hektisch wie in den Großstädten zu sein. An einer Haltestelle in den Außenbezirken geht dann der Bus kaputt. Fährt nicht mehr, aber auch das ist kein Problem in China, denn der nächste Bus ist ja schon zwei Minuten später da. Unser Fahrer lässt uns alle in den nächsten Bus einsteigen, damit wir nicht noch mal zahlen müssen. Im Bus musste ich mal wieder die chinesischen Schriftzeichen auf dem Linienplan mit meinem Reiseführer vergleichen, um herauszufinden, dass die Longmen Grotten die Endstation sind.

Dort angekommen, muß man zunächst wieder durch eine endlos lange Ladenstraße mit Souvenirläden usw. gehen, bevor man zum eigentlichen Eingang direkt am Fluß kommt. Auf der Westseite vom Fluß befinden sich hunderte von Höhlen, mit den verschiedensten Größen, Formen und Inhalten. Der ganze Berg sieht aus wie ein schweizer Käse. Vom Uferweg kann man immer wieder über viele Treppen und Stege zu den eigentlichen Höhlen kommen. Es gibt sehr viele Details zu sehen, und man könnte sich problemlos einen ganzen Tag hier aufhalten. Höhepunkt ist der am Ende des Komplexes gelegene Qianxi-Tempel mit den weltbekannten überdimensionalen Buddhastatuen.

Wir gönnen uns dort erst mal eine Pause mit einigen Flaschen Wasser, da es bei fast 40 Grad drückend heiß ist und die Steinwand noch wie ein Backofen wirkt. Für Niklas gab es nach der langen Warterei am Bahnhof und der anschließenden einstündigen Busfahrt auch noch nicht so viel Auslauf. Am Uferweg haben wir ihn ein bisschen laufen lassen, aber in den Höhlen und auf den vielen Treppen mussten wir ihn tragen bzw. festhalten. Jetzt kann er sich ein wenig austoben. Und leckeres Milcheis gibt es auch mal wieder zur Belohnung für uns alle. Auf unserem weiteren Spaziergang macht Niklas dann einen ausgiebigen Mittagsschlaf, denn die Hitze macht ihn auch kaputt und müde. Uns fällt auf, dass hier recht wenig los ist, und nur einige wenige chinesische Reisegruppen an uns vorbei hasten. Die Begeisterung für Niklas ist aber auch hier groß, wenngleich nicht ganz so extrem wie wir es bis jetzt erlebt haben. Die Menschen sind irgendwie normaler.

Wir gehen über die Brücke auf die wenig spektakuläre Ostseite des Flusses. Dort gibt es noch mal einige verstreute Höhlen zu sehen, von denen wir aber nur die direkt am Fluß gelegenen anschauen. Die Kletterpartie zu den anderen Höhlen schenken wir uns. Von dieser Flussseite hat man einige schöne Ausblicke auf den Höhlenkomplex der Westseite und erkennt auch erst die Dimension. Auf halbem Weg zurück liegt der auf einem Bergvorsprung gebaute kleine aber schöne Xiangshan Tempel. Wenn nur nicht die endlose Treppe in den Himmel wäre, die wir Niklas mitsamt Buggy hochschleppen müssen …

Am Ende des Ostufers kommt man zu einer parkähnlich gestalteten Grabanlage für einen berühmten chinesischen Dichter (Bei Yuan). Außer ein paar Pavillons und Stelen mit Werken dieses Dichters gibt es jedoch nichts wirklich Sehenswertes dort. Wir gönnen uns noch mal eine kurze Pause am Flussufer mit Niklas, der schon wieder wach ist. Dann geht es mit dem Bus wieder zurück in die Stadt. Auf dem Weg sehen wir noch einen tollen Sonnenuntergang mit der Skyline von Luoyang.

Am Abend gehen wir wieder in das gleiche Einkaufszentrum wie gestern. Heute testen wir ein anderes Lokal, in dem wir Leute mit Gerichten, die nach unserem Geschmack sind, essen sehen. Es ist eine Art Schnellrestaurant mit Bedienung. Speisekarte gibt es, aber leider nur auf chinesisch mit einigen wenigen Bildern. Und jetzt wird es mal wieder spannend. Wie bestellen, wenn man nichts lesen kann und keiner ein Wort Englisch versteht ? Reiseführer raus, und dann versuchen wir zu erklären, dass wir etwas mit Schwein oder Huhn essen wollen. Aber die Bedienung stellt sich nicht besonders hilfreich an. Eine junge Chinesin an einem der Nachbartische, die wenigstens ein paar Brocken Englisch kann, erkennt unsere Lage und hilft uns beim Bestellen. Die anderen Bedienungen haben genauso wie einige andere Gäste nur noch Augen für Niklas. Das Essen ist heute schon wesentlich besser wie gestern. Nach dem Essen halten wir uns noch ein wenig in dem Einkaufszentrum auf, wo sich Niklas im ganzen Innenhof austoben kann, es viele Dinge zu entdecken gibt, und er der Star aller Chinesen ist. Wir haben trotz Sprachproblem einigen Spaß mit anderen chinesischen Familien und deren Kindern. Die Krönung war, als wir von einem Fotografenteam angesprochen wurden, ob sie Niklas als Model für einen Fotowettbewerb nehmen könnten. Das haben wir dann dankend abgelehnt.


Thomas

Thomas beim Schleppen

Susanne, Niklas & Thomas

Susanne, Niklas & Thomas

Niklas

Niklas

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02.07.09 Ausflug zum Song Shan

Der Wecker klingelt schon um 6.00 Uhr, weil wir heute einen Ausflug zum etwa 60 km entfernten heiligen Berg Song Shan mit dem berühmten Shaolin-Kloster unternehmen wollen. Vom Hotelzimmer aus können wir einen schönen Sonnenaufgang im dunstigen und leicht Smog verhangenen Himmel sehen. Das Frühstück sparen wir uns heute nach dem gestrigen Erlebnis, und stehen um 8.00 Uhr am Busbahnhof. Dort werden wir schon eifrig angesprochen, gehen aber erst mal brav zum Ticketschalter (ausnahmsweise mal ohne lange Warteschlangen !) und kaufen eine Fahrkarte zum Shaolin-Tempel. Wir landen schließlich doch in einem der Touristen-Minibusse. Das Buspersonal nötigt uns mehr oder weniger gleich eine Rückfahrkarte auf, da es angeblich keine andere Möglichkeit für die Rückfahrt gibt.

Der Bus soll um 8.30 Uhr abfahren. Da aber kaum Fahrgäste an Bord sind, stehen wir eine Ewigkeit herum und fahren schließlich erst um 9.15 Uhr ab. Im Bus läuft mal wieder ein chinesischer Horrorfilm, wie passend ! Als wir uns so langsam unserem Ziel zu nähern scheinen, beginnt der Begleiter im Bus auf chinesisch einiges zu erzählen. Danach werden irgendwelche eingeschweißten Besucher-Ausweise verteilt, und Geldscheine wechseln den Besitzer. Wir haben keine Ahnung was vor sich geht. Wir werden auch nicht gefragt.

Wir halten schließlich an einem Eingang zu einem Tempel, die Chinesen rennen alle rein. Uns schickt man zu einem Ticketschalter, wo wir 180 RMB Eintritt zahlen sollen ohne zu wissen für was. Als ich etwas ratlos schaue und erst noch mal den Reiseführer auspacke, erklärt mir eine weitere Reiseführerin (?), dass wäre der Eintritt für alle Tempel incl. Shaolin und der Kung Fu Show. Wir bekommen dann tatsächlich auch mehrere Tickets, und gehen schließlich auch in den Tempel. Beim Reingehen bekommen wir von unserem Busbegleiter noch gesagt, dass wir "40 minutes" Zeit hätten. Unsere Businsassen treffen wir im Tempel wieder mit der Reiseführerin (wo auch immer die plötzlich wieder herkam, aber sie sollte uns den Rest des Tages immer wieder über den Weg laufen). Da wir dem chinesischen Vortrag nicht folgen konnten, sind wir halt so ein bisschen in dem Tempel herumgelaufen und haben uns umgesehen. Er war schön gelegen in den Bergen, aber ohne die Bedeutung zu kennen, aus unserer Sicht eigentlich nichts wirklich besonderes. Am Ausgang haben wir ein etwas verstecktes Schild (auf Englisch) entdeckt, dem wir entnehmen konnten, dass wir in der Songyan Academy waren. Dieser Tempel war die berühmteste, renommierteste und eine der ersten Kung Fu Ausbildungsstätten am Song Shan. Gut zu wissen.

Dann ging die Fahrt im Bus weiter zu einem weiteren an den Hang gebauten Tempel mit einigen schön angelegten Terrassen. Auch hier haben wir mehr oder weniger durch Zufall herausgefunden, wo wir eigentlich waren. Im Fa-Wang-Tempel. Die Chinesen wurden dort von einem Mönch durch den Tempel geführt, und konnten in der obersten Gebetshalle in einem Nebenraum von diesem noch eine religiösen Segen oder so was bekommen. Wir haben uns auch hier einfach etwas umgesehen, da wir ja nichts verstanden haben. Die nachträgliche Internet-Recherche hat ergeben, dass es sich um einen fast zweitausend Jahre alten buddhistischen Tempel handelt, in dem auch heute noch sehr gute Kung Fu Schüler ausgebildet werden. Kaum dass wir ganz oben angekommen waren, und die Chinesen alle hinter einem Vorhang verschwunden sind, wurden wir von der Reiseführerin schon gestikulierend und voller Hektik zum Ausgang zitiert und gescheucht. Und so sollte der Tag dann auch weitergehen, Hektik pur !

Der Bus wartet schon mit laufendem Motor, die Chinesen sind alle schon wieder im Bus. Sind die herunter geflogen, oder haben die einen unterirdischen Gang benutzt ? Keine Ahnung, aber es scheint zu pressieren. Der Busfahrer fährt im Affenzahn die kurvige Bergstraße wieder runter, und dann die Hauptstraße wieder ein Stück bergauf. Wir halten plötzlich am Straßenrand, wo mehrere Kleinbusse parken. Sind wir jetzt etwa endlich da ? Sieht nicht nach Tempel aus. Ein paar Chinesen steigen aus, andere bleiben sitzen. Wir auch erst mal. Dann bedeutet man uns auch auszusteigen, hier wäre "food, drinking". Wir sind in einem total überfüllten kleinen Restaurant (bei uns vielleicht vergleichbar einer Berghütte in den Alpen). Es gibt immerhin englische Speisekarte, und wir bestellen Fried Rice. Kaum, dass das Essen wenige Minuten später auf dem Tisch steht, werden wir schon wieder von unserem Busbegleiter nervös beobachtet. Wir essen unseren Teller in rekordverdächtigem Tempo halbwegs leer, es ist immerhin die erste Mahlzeit an diesem Tag. Dann werden wir schon wieder hektisch in den Bus gewunken und gestikuliert. Die ganze Mittagspause hat so ca. 15 Minuten gedauert.

Wir fahren ca. 10 Minuten weiter und sind endlich am Shaolin-Tempel angekommen, dem eigentlichen Ziel unseres heutigen Ausflug. Deutlich erkennbar an den vielen Bussen, die dort parken und dem monumentalen Eingangsbereich. Es ist kurz vor zwei. Die Reiseführerin scheucht uns wie blöd zur Kung Fu Show, die sich einige hundert Meter hinter dem Eingang befindet und die, als wir ankommen, gerade schon angefangen hat. Wir stehen in dem überfüllten Vorführraum und schauen uns die etwa halbstündige Show an. Von den Kung Fu Artisten werden einige Kunststücke vorgeführt. Alles in allem aber eine eher farblose und herunter gespulte Massenveranstaltung. Wir sind nicht so besonders beeindruckt, weil wir uns hier, in der Wiege des Kung Fu, doch mehr erwartet hätten.

Nach der Show wälzen sich die Massen aus dem Saal und dem Tempel. Im Hof kann man sich mit Kung Fu Schülern fotografieren lassen. Um zum eigentlichen Shaolin Tempel zu kommen, muß man ca. 1 km auf einem Weg weiter laufen. Der Tempel war mehr oder weniger überfüllt mit Touristen und Reisegruppen. Glücklicherweise war auch eine Gruppe von Meiers Weltreisen mit deutschem Führer gerade da, so konnten wir ein wenig den Erklärungen lauschen. Alles in allem ist aber auch der Tempel eher Mittelmaß. Es ist wohl mehr die Lage am Song Shan und die Berühmtheit, als die Schönheit und die Atmosphäre, die für einen Besuch dort sprechen. Wir haben den an den Hang gebauten Tempel mit mehreren Höfen denn auch recht schnell gesehen, und gönnen Niklas ein paar Minuten Spielzeit. Doch die Zeit drängt, denn wir wollen auch noch den Pagodenwald sehen, und der Bus fährt in einer Stunde schon wieder.

Also schnell noch die 500 Meter weiter zum Pagodenwald, den wir uns aber mehr oder weniger nur flüchtig angesehen haben. Unsere nette Reiseführerin hat uns auch dort gleich gefunden, und zurück zum Bus gedrängelt. Wir haben das dann erst mal ein wenig ignoriert, aber überziehen wollten wir es auch nicht, da die Toleranzgrenze offenbar recht niedrig war. Der Pagodenwald liegt schön in einem breiten Tal, mit sehr vielen verschiedenen Pagoden aus verschiedenen Epochen. Alles Gräber von wichtigen und berühmten Mönchen.

Von hier aus sind es ca. 2 km zurück zum Parkplatz, die wir in schnellem Schritt zurückgelegt haben. Unsere Reiseführerin mal hinter uns, mal vor uns. Aber immer drängelnd und wild gestikulierend. Am Bus angekommen, waren wir glücklicherweise nicht schon wieder die allerletzten, aber die vorletzten. Wir waren total fertig von der ganzen Hektik. Einige haben uns milde belächelt, weil wir das ständige "Go,go,go" nachgeäfft haben und erschlagen im Bus gesessen haben. Wie machen die Chinesen das ? Sind wir zu langsam für deren Tempo, oder sind wir einfach nicht genauso oberflächlich wie diese ?

Aber die Rennerei wäre gar nicht nötig gewesen, denn der Bus hat dann noch gut 20 Minuten auf ein Pärchen gewartet, dass nicht mehr kam. Erst dann haben wir die Heimfahrt angetreten, die nach weiteren 10 Minuten schon wieder am Straßenrand gestoppt wurde. Kollege Busfahrer saß mit einem kaputten Bus voller Fahrgäste fest. Als dann nach weiteren 15 Minuten gucken, begutachten, herumschrauben klar war, dass der kaputte Bus nicht mehr fährt, wurden die Fahrgäste in unseren Bus gepfercht. Mit knapp einer dreiviertel Stunde Verspätung sind wir endlich Richtung Luoyang zurückgefahren.

Nach gut 1,5 Stunden Fahrt (mit Horrorfilm !) waren wir dann gegen 19.00 Uhr wieder am Ausgangspunkt unseres Ausfluges, dem Busbahnhof von Luoyang. Dort haben wir versucht, erst mal etwas abzuschalten von dem ganzen Stress und alles setzen zu lassen. Wir haben einfach das Treiben rund um den Busbahnhof und auf der Strasse beobachtet. Wie entspannt war es doch hier in der Stadt. Eigentlich wollten wir nur einen (gemütlichen) Ausflug zum Shaolin-Tempel machen, im Endeffekt wurden wir mehr oder weniger unfreiwillig zu Teilnehmern einer anstrengenden und hektischen chinesischen Tagestour. Aber auch das ist ein Erlebnis, das man mal mitgemacht haben muß, um den Drive und die Mentalität dieses Landes hautnah zu erleben. Aber einmal reicht.

Für Niklas war es heute auch kein besonders guter Tag, und er hat uns ein wenig leid getan. Denn vor lauter Hektik konnten wir ihm kaum Zeit zum Spielen und Entdecken geben. Zwei lange und für ihn langweilige Busfahrten, dann der Stress von einem Tempel zum anderen, die kurze Mittagspause mit dem schnellen Essen. Wenigstens im Shaolin-Tempel konnte er kurz mal mit ein paar chinesischen Kindern etwas Blödsinn machen. Aber das war's dann schon. Mit Mittagsschlaf war heute auch nichts, außer einem kurzen Nickerchen im Bus. Er hat es dennoch mit Fassung ertragen. Aber jetzt am Abend mussten wir ihm noch seinen Spielraum lassen. Der Melonenverkäufer an der Strasse hat uns hungrig gemacht, und so haben wir erst mal gemeinsam einen großen Becher Wassermelone mit Niklas gefuttert.

Wir sind wieder in unser Einkaufszentrum gegangen, heute wieder ein anderes Lokal. Dort hatten wir aber wieder das Problem mit dem Essen bestellen, denn Karte gab es keine. Man mußte an einer Theke bestellen. Wir haben bei Gästen etwas auf dem Tisch gesehen, was unseren Vorstellungen von essen nahe kam. Also haben wir mal darauf gezeigt und dies für uns bestellt. Es waren Nudeln mit Chili, wie sich herausstellte. Niklas ist natürlich voll darauf abgefahren, als er den großen Teller mit Nudeln gesehen hat. Nur die Sache mit dem Chili hat er nicht wirklich bedacht, denn nachdem er sich die Nudeln wie ein Scheunendrescher reingestopft hat, hat es ihm die Gosche abgebrannt. Er war dann erst recht quengelig und zunächst mal ziemlich ungenießbar. Beim anschließenden Herumtoben im Einkaufszentrum hat er das alles aber schnell vergessen, und ist zur Belustigung und Faszination der Chinesen voll aus sich herausgegangen und hat dort erst mal alles aufgemischt. Niklas hatte auch hier keinerlei Berührungsängste mit den chinesischen Kindern, sondern hat sich dort gut eingefügt. Er hatte dann schon noch seinen Spaß an diesem Tag, das Schlafengehen ist ihm später nicht besonders schwer gefallen. Er ist schon im Buggy auf dem Rückweg ins Hotel eingeschlafen.


Susanne & Niklas

Susanne & Niklas

Niklas

Niklas beim Spielen

Niklas

Niklas mit Chili-Nudeln

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03.07.09 White Horse Tempel, Nachtzug nach Shanghai

Dritter und letzter Tag in Luoyang. Wir müssen schon wieder Koffer packen, und das ganze Zimmer absuchen, damit wir nichts vergessen. Wir lassen es heute gemütlicher angehen wie gestern, wir brauchen heute nicht schon wieder so einen Stress-Tag. Unsere Koffer können wir im Hotel deponieren, und nutzen dort noch mal kurz das Internet.

Am Bahnhof müssen wir den Bus Nr. 56 zum Tempel des Weißen Pferdes erst suchen. Direkt vor dem Bahnhof fahren zwar einige Buslinien ab, doch unsere ist nicht dabei. Wir sehen durch Zufall einen Bus unserer Linie fahren, und verfolgen einfach mal wo er hinfährt und anhält. Die Haltestelle befindet sich am Straßenrand der nach Süden abgehenden Hauptstraße vom Bahnhof. Also wieder Straße überqueren und hin zur Haltestelle. Mit Hilfe des Reiseführers checken wir sicherheitshalber noch mal, dass es auch der richtige Bus ist. Die Fahrt bis zum Tempel führt wieder durch die ganze Stadt und dauert so ungefähr eine dreiviertel Stunde.

Vor dem Tempel befindet sich die übliche Souvenirgasse, aber es ist im Gegensatz zu gestern geradezu leer. Kaum Touristen da, die Verkäufer sind alle gelangweilt. Der Tempel liegt in einem größeren Park, durch den man zunächst ein Stückchen geht bevor man in die eigentliche Tempelanlage kommt. Im Park gibt es einen Teich mit vielen Fischen, die Niklas neugierig bestaunt. Die Tempelanlage an sich ähnelt den vielen Tempeln, die wir bisher schon gesehen haben, wenngleich sie ein wenig schlicht und nicht überladen wirkt. Sehr schön sind die vielen Buddhastatuen, die man aber auch hier nicht fotografieren darf. Der Ort strahlt sehr viel Ruhe aus, und man kann einfach ein wenig rumschlendern und in eine andere Welt abtauchen. Genau das haben wir heute gebraucht. Auch Niklas kommt hier voll auf seine Kosten. Nachdem er im Bus ein wenig geschlafen hat, ist er jetzt topfit und will alles entdecken. Die beiden weißen Pferde, nach denen der Tempel benannt ist, stehen am Ende der Tempelanlage und sind weniger spektakulär als es der Name vermuten lässt. Wir lassen die Zeit verstreichen und setzen uns immer mal wieder hin, während Niklas sich austobt.

Wir gehen wieder zurück in den Park, und laufen dort noch weiter herum. Über eine Straßenbrücke kommt man in den östlichen Parkteil, in dem eine große Pagode steht, die jedoch gerade restauriert wird. Außerdem war dort ein neu gebauter schöner Tempel mit einem chinesischen Garten zu sehen. Und ein kleiner Grabhügel. Da Niklas noch nicht müde ist, gibt es auch hier noch Auslauf und viele weitere Dinge zu entdecken. Beim Eingang des Parks zieht noch ein moscheeartiges Gebäude unsere Aufmerksamkeit auf sich, dass sich aber ebenfalls als neu gebauter und recht eigenwilliger buddhistischer Tempel entpuppt. Nach ein paar Wasser und einem Eis fahren wir mit dem Bus wieder zurück ins Stadtzentrum von Luoyang. Heute spüren wir wieder die drückende Hitze unter der Smogglocke in der Stadt, das war gestern in den Bergen angenehmer.

Auf dem Rückweg entdecken wir vom Bus aus die Fußgängerzone mit dem Nachtmarkt, aber dafür ist es noch zu früh und wir müssen rechtzeitig am Bahnhof sein. Schade, wäre bestimmt ein interessantes Erlebnis gewesen. Wir steigen am großen Kreisverkehr im neuen Stadtzentrum aus, und schlendern zu unserem bekannten Einkaufszentrum. Einen Vorteil haben die vielen Hochhäuser in China, man kann sich in der Stadt ganz gut daran orientieren. Wir gehen noch mal in das Lokal, dass wir am zweiten Abend schon besucht hatten. Die Bestellung geht heute recht unkompliziert vor sich, weil wir ja schon wissen, was es gibt. Wir bestellen Fried Noodles für uns und für Niklas Fried Rice. Danach gehen wir gemütlich zum Hotel zurück, um unser Gepäck abzuholen.

Auf dem Weg zum Bahnhof werden wir nochmals von einigen Einheimischen umlagert, die Niklas bestaunen. Uns ist aufgefallen, dass die Leute hier in Luoyang zwar genauso euphorisch sind wie in Xi'An oder Peking, aber wesentlich umgänglicher und natürlicher, und nicht jeder nur schnell ein Foto von Niklas machen will. Schade nur, daß man sich nicht verständigen kann. Ein freundliches Lächeln und staunende Gesichter sprechen aber auch für sich.

Am Bahnhof selbst erwartet uns dann (mal wieder) das große Gedränge und chaotische Zustände. Vor dem Eingang drängen sich die Massen, und alle wollen wieder durch das eine Loch ins Gebäude rein. Fahrkarten zeigen, Gepäck durch den Scanner, und dann mit den Massen eine breite Treppe hoch. Oben gibt es nur Warteraum 1 und 2, unserer ist leider der total überfüllte. Und so geht es dort dann auch zu. Der Anzeigetafel können wir entnehmen, dass man in unseren Zug schon einsteigen kann. Auch hier wieder Fahrkarten zeigen, und mit der Meute durch zwei schmale Schlupflöcher im Metallgitter zwängen. Die Chinesen nehmen aber keinerlei Rücksicht, es wird gedrängelt, geschubst und sich gegenseitig weggedrückt. Es hilft nur, die Ellenbogen auszufahren und genauso zu drücken und schieben. Wir sind aber mal wieder klar im Nachteil mit unseren zwei Koffern, Buggy, Rucksack auf dem Rücken und Kind auf dem Arm. Nach dem Gitter geht es dann auf eine Brücke über den Bahnsteigen, und von dort wieder Treppen runter. Auf dem Bahnsteig geht die chaotische Rumrennerei weiter, denn die Chinesen wollen zwar alle die ersten sein, finden dann aber in der Hektik nicht den richtigen Waggon.

Unser Zug fährt ziemlich pünktlich um 21.00 Uhr ab. Wir haben ein eigenes Abteil mit vier Betten, 2. Klasse mit Air Condition. Die unteren Betten sind unsere, sehr vorteilhaft. Mit unserem Gepäck müssen wir ein wenig kämpfen, bis wir es untergebracht haben, da es keine Gepäckablagen oder so gibt. Die Betten haben eine richtige Matratze und fühlen sich ganz bequem an. An der nächsten Station kommt noch ein junger Mann zu uns ins Abteil, der oben schläft, und später noch eine junge Frau, die in dem anderen oberen Bett schläft. Beide sprechen mit uns aber nichts. Entweder können sie kein Englisch (obwohl sie beide einen gebildeten Eindruck gemacht haben), oder wollen aus irgendwelchen anderen Gründen nicht mit uns sprechen. Mehr als ein freundliches Lächeln konnten wir beiden nicht entlocken. Im Zug gibt es dann noch eine Art Fahrgastkontrolle. Von der Zugbegleiterin für unseren Wagen werden die Fahrkarten eingesammelt und man bekommt im Austausch eine nummerierte Karte. Bei dieser Gelegenheit werden auch alle Ausweise kontrolliert (auch von den Chinesen) und alles feinsäuberlich in ein großes Buch aufgeschrieben.

Vor uns liegen ca. 1200 km Fahrt bis nach Shanghai, der letzten Station unserer Reise. In 15 Stunden werden wir dort sein, wenn alles nach Plan verläuft und die chinesische Eisenbahn pünktlich ist (was bisher der Fall war). Da es im Zug nichts zu machen gibt, und draußen alles dunkel ist, knipsen wir bald das Licht aus. Niklas ist auch müde, und wir wollen wenn es geht eine halbwegs geruhsame und erholsame Nacht im Zug haben.


Thomas & Niklas

Thomas & Niklas

Niklas

Niklas

Niklas & staunende Chinesen

Niklas & staunende Chinesen

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04.07.09 Nachtzug Luoyang - Shanghai, erste Eindrücke von Shanghai

Der heutige Tag beginnt nicht ganz so gut. Die Nacht war zwar angenehm und wir haben gut geschlafen, aber wir haben uns etwas den Magen verdorben. Tolles Vergnügen, ausgerechnet jetzt im Zug, wo es nur die üblichen chinesischen Stehklos gibt. Draußen gibt es auch heute nicht viel zu sehen, immer mal wieder Hochhausbaustellen und eine neue Schnellbahntrasse wird auch gebaut. Ansonsten trüber Himmel und wenig interessante Landschaft.

Niklas findet es im Zug nach dem Aufstehen auch ziemlich langweilig. Er fängt an, allen möglichen Blödsinn zu machen. Von einigen Chinesen im Nachbarabteil bekommt er ein Kartenspiel geschenkt, dass dann überall im Abteil und auf dem Gang verstreut wird. Unsere Schuhe probiert Niklas auch mal an, sind aber noch zu groß um damit zu laufen. Mit den Klappsitzen auf dem Gang hat er auch einigen Spaß. Kann man schön gegen die Wand knallen lassen, was die Zugschaffnerin nicht so lustig fand. Oder draufsetzen und sich langsam einklappen lassen.

Eigentlich hätten wir um 12.00 Uhr in Shanghai sein sollen, doch die letzten 250 km unserer Reise sollten dann zum Geduldsspiel werden. In Nanjing hatten wir noch nur 30 Minuten Verspätung, und dann wurde es immer schlimmer. Wir standen ewig auf Schattenbahnhöfen herum. Passenderweise an einem Bahnhof "Wei-Ting" fast eine Stunde lang, hätte wohl besser "Wai-Ting" geheißen. Um kurz nach 15.00 Uhr, mit gut drei Stunden Verspätung, haben wir endlich den Hauptbahnhof in Shanghai erreicht. Und prompt haben wir gemerkt, dass wir wieder in einer Großstadt sind. Alles war überdimensionierter, größer, höher und moderner, und natürlich jede Menge Leute und Verkehr !

Mit einem Taxi sind wir zu unserem Hostel gefahren, wobei der Taxifahrer erst einige Schwierigkeiten hatte, zu verstehen wo er hin fahren soll (trotz chinesischer Wegbeschreibung und Skizze). Nach mehreren Nachfragen hat er uns doch zu unserem Ziel gebracht. Naja, nicht ganz, denn wir mussten an der Straße aussteigen. Unser Hostel, das Shanghai Le Tour Travellers Rest Hostel, liegt etwas versteckt in einer Seitengasse. Das Hostel ist in einer ehemaligen Handtuchfabrik untergebracht, und wirkt schlicht und großzügig, und ist sehr geschmackvoll mit Ikea-Möbeln eingerichtet. Sehr stilvoll eingerichtet ist auch die Bar auf dem Dach.

Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht haben, gehen wir doch noch mal vor die Tür. Auch weil der Hunger sich meldet. Außer ein paar Keksen und einem Apfel haben wir heute noch nichts zu uns genommen. Niklas ist bereits im Zimmer von alleine auf dem Bett eingeschlafen, er schläft im Buggy nahtlos weiter. Wir laufen die westliche Nanjing Street in Richtung Stadtzentrum. Wir kommen an mehreren noblen Einkaufszentren und einigen Designer-Läden vorbei. Man merkt, dass Shanghai keine arme Stadt ist, sondern die Wirtschaftsmetropole in China. Wenn man sich die chinesischen Schriftzeichen wegdenkt, könnte man sich genauso in New York, Singapur oder einer anderen Weltstadt befinden. Auf einem Strassenmarkt in einer Seitengasse essen wir ein paar Dumplings und später in einem netten Bistro noch eine Pizza.


Niklas

Niklas beim Kartenspielen

Niklas

Niklas auf Klappsitz im Zug

Niklas

Niklas

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05.07.09 Altstadt, Stadtgott-Tempel, YuYuan-Markt, Yu-Garten, Nanjing Lu

Für den heutigen Tag haben wir uns die Hauptsehenswürdigkeiten im Zentrum von Shanghai vorgenommen. Das Wetter spielt auch mit. Es ist fast blauer Himmel und Sonnenschein, die Hitze hält sich in Grenzen. Allerdings merken wir auch recht schnell, dass in Shanghai tausende von Touristen unterwegs sind, die sich alle an den wenigen Sehenswürdigkeiten drängeln.

Von unserem Guesthouse gehen wir ein paar Querstrassen bis zur Metro-Station beim Jing'An-Tempel. Auch bei Tag wird schnell klar, dass wir wieder in einer richtigen Großstadt mit pulsierendem Leben sind. Am People's Square müssen wir in eine andere Metro-Linie umsteigen, die Metrostation hat jedoch fast schon die Ausmaße eines Flughafenterminals, und man muß wirklich aufpassen, dass man sich im Labyrinth der Gänge und im Gedränge nicht verläuft. Wir fahren mit der nagelneuen Metro-Linie 8 bis zur Station Lao Xi Men. Dort können wir erst mal Baustelle so weit das Auge reicht begutachten, ein Zeichen für das ungebremste Wachstum und den Wandel der Stadt, auch im Hinblick auf die Expo 2010.

Wenn man der Fangbang Zhonglu folgt, kommt man nach ca 10 Minuten automatisch in den verbliebenen Rest der Altstadt und den YuYuan Market mit seinen Ausläufern. Der YuYuan Market ist ein großes Open-Air-Einkaufszentrum, wo es alles zu kaufen gibt, was Touristen so brauchen oder auch nicht brauchen. Hier sind die Touristen unter sich und es herrscht dichtes Gedränge.

Inmitten des überdimensionierten Gebäudekomplexes liegt der Stadtgott-Tempel. Ein eigentlich ganz netter und schöner Tempel mit vielen Statuen und zwei Höfen. Aber hoffnungslos überlaufen, so dass man sich schon Mühe geben muß, um die Schönheit des Tempels auch wahrzunehmen.

Direkt dahinter liegt inmitten des YuYuan-Marktes die berühmte zickzackförmige Neun-Biegungen-Brücke mit dem Teehaus in der Mitte eines Goldfischteichs. Ob die Statiker damals wohl schon bedacht haben, dass sich heute hunderte von Touristen gleichzeitig auf der Brücke hin- und herschieben. Die Brücke und das Teehaus sind eigentlich nur wegen ihrer Berühmtheit sehenswert, denn wir haben auf unserer Reise schon schönere Dinge gesehen.

Wir haben uns dann in den eigentlichen Yu-Garten, der direkt daneben liegt, geflüchtet. Dort sind zwar immer noch genug Touristen unterwegs, aber es verteilt sich etwas und es gibt auch die ein oder andere ruhige Ecke. Der Yu-Garten ist ein wunderschön angelegter chinesischer Garten mit Pavillons, Wasserläufen, und Harmonie aus Stein und Pflanzen. Hier haben wir uns eine ganze Weile aufgehalten. Auch Niklas kam im Park noch auf seine Kosten, da er hier ein wenig spielen und herumtoben konnte.

Bei Pizza-Hut gab es danach erst mal was zu essen. Niklas fand es auch cool, endlich mal wieder Nudeln und ein paar Mini-Frühlingsrollen zu sich zu nehmen. Die Bedienungen und die anderen Gäste waren total begeistert von Niklas, auch wenn sich diese in der weltoffenen Metropole Shanghai nicht ganz so euphorisch geäußert hat wie in anderen Städten.

Kurz bevor es dunkel wurde sind wir weiter zum Bund gelaufen. Dort gab es jedoch erst mal Ernüchterung, da wir mal wieder auf eine riesengroße Baustelle gestoßen sind. Nachdem wir ein wenig an einer stark befahrenen Hauptstraße am Bauzaun hin- und hergelaufen sind, wurde uns von mehreren Leuten gesagt, dass der Bund gesperrt wäre. Für die Expo 2010 wird er komplett neu gestaltet. Dafür wurden wir umso intensiver von Werbern für Bootstouren auf dem Huangpu Fluss mit Ausblick auf die Skyline von Pudong genervt. Von den historischen Gebäuden entlang des Bund sowie der nächtlichen Skyline von Pudong konnten wir daher nur einige wenige (eingeschränkte) Blicke bekommen. Schade, denn somit mussten wir eine Hauptsehenswürdigkeit von Shanghai streichen.

Zum Abschluß des Tages sind wir über die stark frequentierte und mit Leuchtreklame fast schon überladene Einkaufsstrasse Nanjing Donglu geschlendert. Kein Vergleich zur Wanfujing in Peking. Auf einer Länge von gut 1 km herrscht geschäftiges Treiben, leuchtet und blinkt es überall, flanieren viele Chinesen. Man spürt auch hier den Flair einer umtriebigen und kosmopolitanen Metropole.


Susanne & Niklas

Susanne & Niklas

Thomas, Susanne & Niklas

Thomas, Susanne & Niklas

Niklas

Niklas

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06.07.09 Pudong, Orient Pearl Tower

Nach einem gemütlichen Frühstück in der Rooftop-Bar unseres Guesthouses, bei dem Niklas die ganze Bar unsicher gemacht hat, sind wir zunächst zum Jing'An Tempel bei der gleichnamigen Metro-Station gelaufen. Da der Tempel aber gerade, wie vieles andere auch, gründlich renoviert wurde, sind wir nicht reingegangen. Vor dem Tempel konnten wir eine chinesische Reisegruppe beobachten, bei der sich ein paar Frauen heftig gestritten haben und auch handgreiflich geworden sind. So was ähnliches hatten wir schon mal in Luoyang beobachtet. Von außen macht der Jing'An Tempel außer den Statuen mit den goldenen Köpfen nicht viel her.

Mit der Metro sind wir dann ins moderne Pudong gefahren, der Sonderwirtschaftszone in Shanghai. Dort ausgestiegen befanden wir uns inmitten einer riesigen Baustelle mit langen Bauzäunen und umringt von Wolkenkratzern. Wir standen erst mal etwas ratlos rum, weil wir trotz oder gerade wegen der vielen Hochhäuser ein wenig irritiert und orientierungslos waren. Von einigen Passanten sind wir auch angesprochen worden, ob sie uns weiterhelfen könnten. Wir sind dann schließlich zum Fernsehturm, dem Orient Pearl Tower, gegangen. Der Himmel war ziemlich Smog verhangen und grau und die Luft schwül heiß.

Am Orient Pearl kann man zwischen verschiedenen Höhen für die Besichtigung wählen. Wir haben uns für die Standardplattform in 264 m Höhe und das Museum entschieden. Vor dem Turm wird schon reichlich Werbung für die Expo gemacht. Wir wollten Niklas gerne mit dem Expo-Maskottchen fotografieren, aber das fand er nicht so toll. Innen im Turm muß man sich dann in Schlangen für einen der drei Aufzüge anstellen. Im Aufzug gibt es auf der kurzen Fahrt eine kurze Ansprache auf chinesisch und englisch. Von der Aussichtsplattform hat man einen tollen Rundumblick über Shanghai. Auf Grund des Wetters und des starken Smogs war dieser Blick ziemlich eingetrübt, aber man konnte dennoch die Dimension dieser Stadt und auch das rasante Wachstum erkennen und nachvollziehen.

Niklas war oben im Turm natürlich mal wieder das absolute Highlight und wurde von allen möglichen Chinesen bestaunt und fotografiert. Da die Aussicht nicht so toll war, war Niklas umso interessanter. Niklas fand es heute aber nicht so toll. Er war müde und super interessant war es für ihn hier oben auch nicht.

Von der Aussichtsplattform kann man über ein Treppenhaus "einen Stock" tiefer gehen zu einer weiteren Plattform. Diese befindet sich außerhalb des Turms und ist komplett aus Glas. Ein irres Gefühl, wenn man in 260 m Höhe auf Glas läuft und die Stadt im wahrsten Sinne des Wortes zu Füssen hat. Ist aber nicht jedermanns Sache, meine auch nicht. Susanne hat sich für ein paar Fotos dennoch mal aufs Glas gewagt.

Im Sockel des Turms gibt es ein sehr schönes Museum über die bewegte Geschichte von Shanghai, in dem viele Alltagsszenen detailgetreu nachgestellt sind, und das einem einen wirklich guten Einblick in die Vergangenheit bzw. das Leben dieser Stadt gibt. Es ist im Eintritt zum Turm inklusive und man sollte auf jeden Fall dort reingehen.

Nach einer kurzen Pause und einem Eis ging es zurück in die Stadt zur Französischen Konzession. Ein komplett renoviertes Stadtviertel mit alten Kolonialhäusern, heute der Szene-Treffpunkt von Shanghai voller Lokale. Wir konnten dort jedoch nur einen flüchtigen und knappen Eindruck erhaschen, weil sich die aufgestaute schwüle Luft in einem tropischen Regenschauer entladen hat.


Thomas

Thomas

Susanne & Niklas

Susanne & Niklas
mit Expo-Maskottchen

Susanne

Susanne auf Glasboden
in 260 m Höhe

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07.07.09 Heimreise von Shanghai über Paris nach Stuttgart

Der Wecker klingelt um kurz nach fünf. Wir packen die letzten Sachen zusammen und machen uns pünktlich auf den Weg zum Flughafen. Nachdem es fast die ganze Nacht geregnet hat, ist es frühmorgens schon feucht und drückend warm. Wir sind jedenfalls schon wieder reif für die Dusche, als wir mit unserem Gepäck an der Metrostation ankommen. Dort herrscht hektische Betriebsamkeit, die Metro ist voll. Wir drücken uns einfach noch irgendwie rein mit Koffern, Rucksack und Buggy. Dann geht es mit der Linie 2 bis zur Longyang Lu, wo man in den Transrapid zum Flughafen umsteigen muß.

Die Transrapid-Station ist genauso modern wie der Maglev, wie der Transrapid hier heißt. Die Fahrt zum 30 km entfernten Flughafen Pudong kostet 40 RMB, und dauert weniger als 10 Minuten. Der Zug beschleunigt sehr schnell, und rauscht dann absolut geräuschlos mit Tempo 300 über die Stelzenbahn. Die Umgebung rauscht an einem vorbei, die Autos auf der parallel verlaufenden Schnellstraße scheinen zu parken. Man fühlt sich eigentlich eher wie in einem Flugzeug kurz vor der Landung als in einem Zug.

Am Flughafen Pudong erinnert einen dann eigentlich nichts mehr an China. Es ist ein großer moderner Flughafen, unser Check-In-Schalter im Terminal 1 war natürlich ganz hinten. Hier muß man auch nicht am Automaten einchecken, sondern wird noch persönlich bedient. Wir konnten die Damen am Check-In bequatschen, dass sie uns eine ganze 3er-Reihe geben, was nach ein wenig Missverständnissen auch geklappt hat. Vor dem Abflug haben wir uns noch einen Kaffee mit einem trockenen Muffin zu europäischen Preisen gegönnt. Niklas fand die Aktion mit dem frühen Aufstehen und der ganzen Hektik am Morgen nicht so cool, entsprechend ungenießbar war er dann am Flughafen. In dem Café war er dann aber durch andere chinesische Kinder am Nachbartisch abgelenkt. Um kurz nach 10.00 Uhr sind wir dann (natürlich mal wieder als eine der letzten, da die Chinesen es ja nicht erwarten können) ins Flugzeug eingestiegen.

Im Flugzeug gab es zunächst mal schlechte Nachrichten. Der Start würde sich wegen schlechtem Wetter auf der Flugroute um vier Stunden verzögern. Vier Stunden Verspätung ? Da wäre dann auch unser Anschluß in Paris weg und wir müssten dort eine Nacht verbringen … Fängt ja gut an ! Die Damen und Herren im Cockpit haben sich jedoch um eine Alternativroute bemüht, und wir sind schließlich mit nur einer Stunde Verspätung zur Startbahn gerollt.

12 Stunden Flug bis Paris. Wir sind zunächst nach Westen über Nanjing und Luoyang geflogen, dann nach Norden über Taiyuan und Datong weiter nach Ulan Bator, und von da an auf der Ideallinie über Nowosibirsk, Omsk, nördlich an Moskau vorbei nach St Petersburg und dann über die Ostsee, Hamburg, Luxemburg zum Flughafen Charles de Gaulle in Paris. Vom Flugzeug aus gab es wenig zu sehen, da wir die meiste Zeit über den Wolken geflogen sind und die Fensterklappen geschlossen waren. Erst kurz vor der Landung konnten wir ein wenig die ländliche Struktur Frankreichs betrachten. Der Rückflug war relativ ruhig, nur Niklas mal wieder nicht. Dieses mal hätte er sogar seinen eigenen Sitz gehabt, aber er hat fast 9 Stunden gebraucht, bis er dort mal ein kurzes Nickerchen gemacht hat. Entsprechend anstrengend war der Flug für uns beide. Mit dem Kindermenu, das dieses mal echt lecker war, stand er erneut auf Kriegsfuß. Langweilig ist uns auf dem langen Flug jedenfalls nicht geworden.

In Paris angekommen, gab es keine Schweinegrippe-Kontrollen und ähnliches, wie wir es auf dem Hinflug in Peking erlebt hatten. Dafür mussten wir etwas Fersengeld geben, um unseren Anschlussflug nach Stuttgart in 45 Minuten ein paar Terminals weiter zu erreichen. Der kurze Flug nach Stuttgart war ziemlich holprig, weil wir durch mehrere Gewitterfronten geflogen sind, und die eilig servierten Lachsbrötchen sind uns fast im Hals stecken geblieben. Wir waren froh, als wir endlich wieder heimischen Boden in Stuttgart unter den Füßen hatten. Nach einer weiteren Stunde S-Bahn-Fahrt waren wir wieder zu Hause, nach insgesamt 21 Stunden Reise und 10.000 km hinter uns.


Niklas im Flieger

Niklas im Flieger
Shanghai

Thomas & Niklas

Thomas & Niklas
Paris

Susanne & Niklas

Susanne & Niklas
Stuttgart

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